Ausbildung
Kindergärtnerinnen in leitender Funktion sollen künftig an den pädagogischen Hochschulen in Baden-Württemberg ausgebildet werden. Wissenschafts-, Kultus- und Finanzministerium kamen gestern in Stuttgart überein,
dafür knapp 400 Erstsemesterplätze umzuwidmen, die bislang Grund-, Haupt- und Realschullehrern vorbehalten waren.
Die zwölf neuen Studiengänge für frühkindliche Pädagogik, Gesundheit und Medien, die ab dem Wintersemester angeboten werden, enden mit einem Bachelor-Abschluss. (niedrigster akademischer Grad in den
angelsächsischen Ländern)
Das Gros der Erzieherinnen wird allerdings weiter die Fachschulen absolvieren. Die von der Landesregierung beschlossenen Pläne müssen noch im Landtag beraten werden.
Die SPD begrüßte das Konzept im Grundsatz.
Kommentar:
Sinnvolles Konzept
Kinder im Vorschulalter sind wie Schwämme: Begierig saugen sie alles Wissen auf. Wer die Drei- bis Sechsjährigen nur Muttertagsgeschenke basteln und in der Spielecke Klötzchen schichten lässt, der unterfordert sie.
Die Kindergärtnerinnen wissen das, deshalb bieten die guten Horte längst mehr als bloße Betreuung.
Gleichvoll verdient die Kindergartenzeit mehr pädagogische Kompetenz, didaktisches Wissen und wissenschaftliche Unterfütterung. Mit ihrem neuen Konzept guckt die Landesregierung einmal mehr nach Norden, wo Erzieher deutlich
qualifiziertere Ausbildungen genießen als hierzulande.
Eine "Verköpfung" der Kindergärten oder ein genereller Systemwechsel muss dennoch niemand fürchten.
Die Mehrzahl der Erzieherinnen wird auch weiter die Fachschulen besuchen, für die eine formal geringere Qualifikation fern der Hochschulreife genügt. Aus gutem Grund, denn wir brauchen solche Ausbildungswege, um
Hauptschülern auch weiterhin attraktive Berufzweige offen zu halten.
Dass zusätzliche Prüfungen den Zugang zu PH sogar ohne Fachhochschulreife öffnen, macht das Konzept mit dem weit weniger spezialisierten Bachelor-Abschluss (niedrigster akademischer Grad in den angelsächsischen
Ländern) erst richtig interessant. Der Kreis der PH-Absolventen dergestalt zu erweitern, ist der richtige Weg.
Denn weder macht es Sinn, das Potential der Hochschulen einfach zu kappen, noch ist es klug, Lehrer auszubilden, die nach dem Examen keiner mehr braucht. Andreas Böhme
Südwestpresse, 04.07.07
Letzte Änderung: 21.11.2007