Macht doch mal ’ne Pause
Angesichts der heute bevorstehenden Hitze steigt unweigerlich die Lust auf Sommerloch. Auf ein echtes wohlgemerkt, ohne anstrengende Hinterbänkler und ohne aufgeregte Schaumschläger.
Auf ein Sommerloch mit politischen Nachrichten allenfalls von der Art wie "Weiter Gezerre um Biospritsteuer" oder "Pauli legt Programm zur Erneuerung vor". Denn klar ist, irgendein Blinddarm der Politik ist immer entzündet. Und
Irgendjemand legt schließlich immer ein Programm zur Erneuerung vor. Oder etwas Ähnliches.
Nachdem der EU-Präsidentschaftsstab bereits vor Wochen einigermaßen erfolgreich weitergereicht werden konnte und gestern nun auch Staatsministerin Maria Böhmer - kaum weniger erfolgreich - eine Plakataktion zum Nationalen
Integrationsplan gestartet hat, der wir natürlich von hier aus viel Glück wünschen möchten, nach dem das also alles geschafft wäre, würden wir uns ein wenig Ruhe und Besinnung wünschen.
Eine Zeit zum Nachdenken, eine Phase der Zurückhaltung auf Seiten der Politik. Einmal nichts herausposaunen, weder aus taktischer Absicht noch mit strategischen Hintergedanken. Und schon gar nicht, um unnötige Schlagzeilen zu
erzeugen.
Einmal nicht in gegnerischen Wunden wühlen, siehe Mindestlohn oder Bundeswehreinsatz im Innern.
Der SPD rieten wir, wenn sie denn auf uns hörte, einmal nicht auf die miserablen Umfragewerte zu gucken und nicht auf die Linke zu schielen. Des Weiteren, einmal nicht über Kurt Beck zu räsonieren. Dieses "nicht" schafft
Entspannung und hebt die Urlaubslaune. Eine Art von politischem Wellnessaufenthalt. In welchem Touristikressort doch gleich? Richtig, im Sommerloch.
Der FDP gäben wir den Rat, einmal Westerelle Westerwelle sein zu lassen und stattdessen der Freiheit des Gedankens Tür und Tor zu öffnen.
Der CSU hätten wir, kurz vor den bayerischen Schulferien, ins Parteistammbuch geschrieben, sie möge einmal nicht über nahenden Parteitag nachdenken, Themen wie Sexualität und Familie ausklammern, in den Sommerfrische
noch mal richtig relaxen. Feng-Shui für die Parteiseele. Die Selbstzerfleischung kommt noch früh genug.
Schwierig wird’s nur mit sachdienlichen Hinweisen für die CDU. Die ist nämlich schon in einer tiefen Traumphase angelangt, so dass weitere Entspannungs- und Erholungswünsche schlimmstenfalls sogar eine dauerhafte
Starre herbeiführen könnten.
Alles Kanzlerin, oder was? Neue konservative Inhalte oder große politische Ziele - Fehlanzeige. Ideen und Debatten sind ausgemerzt, Verzeihung: übermerkelt.
Ach ja, und da wären ja noch die Grünen. Sie haben noch gar nicht gemerkt, dass sie in der Opposition sind. Inbrünstig und hoch erregt streiten sie darüber, wie sie’s mit diesem und jenem Auslandseinsatzmandat
halten sollen.
Mach doch mal ’ne Sommerpause!
Andreas Braun
Sonntag Aktuell, 15.07.07
Letzte Änderung: 21.11.2007