Rabatt auf Rezept

20.07.2007 Durch Rabattverträge für Medikamente will die AOK 2008 und 2009 bis zu 1 Milliarde Euro sparen.

Auch die Patienten profitieren. Bisher ist das System gut angelaufen.
Eine positive Zwischenbilanz ziehen die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) für ihre Rabattverträge: Seit dem Start Anfang April haben sie rund 30 Millionen Euro eingespart. Gleichzeitig blieben den Versicherten 4 Millionen Euro Zuzahlungen erspart.
Nach Startproblemen läuft das System: Von 579 Arzneimitteln, für die Rabatte gelten, seien derzeit 98 Prozent lieferbar, berichtete der Stellvertretende Vorsitzende der AOK- Baden-Württemberg, Christopher Hermann, gestern in Berlin. Er verhandelt die Rabattverträge federführend für alle AOK.
Seit dem 1. April können Krankenkassen mit den Herstellern von Generika (Arzneimittel, die einem als Markenzeichen eingetragenen Präparat gleichen, aber preiswerter sind), also von wirkstoffgleichen Nachahmer-Medikamenten nach dem Ablauf des Patentschutzes, Rabattverträge abschließen. Zuvor war Deutschland ein Hochpreisland, beklagte Hermann.
Die bundesweit 16 AOK, bei denen 36 Prozent aller gesetzlich Versicherten Mitglieder sind, nutzen die neuen Möglichkeiten gemeinsam und sehr umfangreich: Sie haben mit 11 Herstellern Vereinbarungen über 43 häufig verschriebene Arzneistoffe vereinbart, darunter Mittel gegen Bluthochdruck und Diabetes.
Meist handelt es sich um mittelständische Pharmahersteller oder um Töchter ausländischer Konzerne, die bisher in Deutschland nur wenig vertreten waren. Mancher verfünffachte seither seinen Umsatz oder legte noch stärker zu.
Marktführer Ratiopharm, Hexal und Stada beteiligten sich dagegen nicht, was ihre Markteinteile deutlich schrumpfen ließ.
Beim Start hatte es Klagen über die Lieferfähigkeit gegeben. Das soll vorbei sein: Nach einer Umfrage in Baden-Württemberg erhielten im April fast 70 Prozent der AOK-Versicherten die Rabatt-Arznei sofort in ihrer Apotheke und 20 Prozent nach kurzer Wartezeit. Knapp jeder zehnte bekam ein Ersatzpräparat ohne Zuzahlung. Dies ist vorgesehen, wenn die Apotheke das Präparat nicht vorrätig hat.
Noch in diesem Monat wollen die AOK die Rabattverträge für 2008 und 2009 ausschreiben. Sie sollen 82 Wirkstoffe mit einem Umsatzvolumen von etwa 2,7 Milliarden Euro umfassen.
Hermann erhofft sich Einsparungen von bis zu 1 Milliarde Euro für die AOK. Das würde einem Rabatt von 37 Prozent entsprechen.
Den Versicherten sollen über 100 Millionen Euro an Zuzahlungen erspart bleiben. Für jeden Wirkstoff soll es 3 und bei besonders hohen Verordnungszahlen 4 Lieferanten geben. Hermann erwartet, dass sich auch die deutschen Hersteller beteiligen, die dies bisher abgelehnt hatten.
Südwestpresse,19.07.07

Letzte Änderung: 21.11.2007