Textil- und Bekleidungsindustrie

20.07.2007 Auch die baden-württembergische Textilindustrie wächst nennenswert

Aber angesichts geringer Margen (1.Abstand, Spielraum, 2.Preis- Verdienstspanne) sei dies lediglich eine dringend notwendige Aufholjagd.
Die "Wachstumsschmerzen", von denen inzwischen bei anderen Branchen immer öfters die Rede ist, kann Carl F. Moll in seiner Branche noch nicht spüren.
Aber auch beim Verband der baden-württembergischen Textil- und Bekleidungsindustrie, für den ihr Präsident gestern Bilanz zog, geht es inzwischen bergauf. Vier von fünf Betrieben sehen sich in einer Befriedigend bis guten Verfassung.
Unterlegt wird der Wohlfühlfaktor auch von nüchternen Zahlen. Nach einem mageren Umsatzplus von 1 Prozent 2006 ist der Zuwachs in den ersten fünf Monaten 2007 auf 3,7 Prozent hochgeschnellt. Dabei legte die Bekleidungsindustrie um 8,6 Prozent zu, während die Textilindustrie einen leichten Rückgang verbuchte. Zum Plus in der Bekleidungsindustrie steuerte der Metzinger Modekonzert Boss bei.
Aber auch ohne den Boss-Bonus liegen die Modefirmen im Land im Plus, auch wenn es einigen von ihnen mehr schlecht als recht geht. Am Ende des Jahres dürfte die Branche 2 bis 3 Prozent mehr verkauft haben als 2006. Auch die Erträge werden dann wohl leicht gestiegen sein. Aber bei einer durchschnittlichen Umsatzrendite von 2,5 Prozent ist der Aufschwung für Moll nicht mehr als "eine dringend notwendige Aufholjagd".
Zumal bei den politischen Rahmenbedingungen der erhoffte Ruck weitgehend ausbleibt. Moll zählt die Spitzenpreise für Strom dazu, die den energieintensiven Textilveredlern im Land das Leben schwer machten. Die Lohnkosten sind der zweite große Block. Der Verband trägt sich mit dem Gedanken, den Tarifvertrag mit der IG Metall über die Arbeitszeiten zu kündigen.
Auf Nachfrage bekräftigte Südwesttextil-Hauptgeschäftsführer Dr. Markus Ostrop, dass es aber nicht darum gehe, die wöchentliche Arbeitszeit von 37 Stunden zu verlängern - wohl aber darum, Mehrarbeit ohne langwierige Genehmigungsprozesse zu ermöglichen und den Auf- und Abbau von Zeitkonten weit über die heute möglichen 156 Stunden zu erweitern.
Textilindustrie, das bedeutet im Südwesten inzwischen zu 45 Prozent der Herstellung von technischen Textilien. Sie werden zu einem guten Teil in der Automobilindustrie verwendet, aber auch in der Medizintechnik und eine Fülle anderer Bereiche.
Info: Die Branche beschäftigt derzeit in Baden-Württemberg 29 000 Mitarbeiter/innen in 250 Betrieben. Deren Umsatz betrug 2006 5,2 Milliarden Euro.
Südwestpresse, 20.07.07

Letzte Änderung: 21.11.2007