Alt e r s r e n t e n
Wer wenig verdient, sei besonders gefährdet. Nach Angabe der Organisation für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mit Sitz in
Paris haben die verschiedenen Reformen der vergangenen Jahre das Rentenniveau für eine Standard-Erwerbsbiografie über 45 Versicherungsjahre erheblich gesenkt. Es sei von 48,7 Prozent (1990) des Bruttoeinkommens auf heute 39,9
Prozent gedrückt worden. Über den umstrittenen »Nachhaltigkeitsfaktor«, 2004 von der
Rot-Grünen Bundesregierung eingeführt, werde das Rentenniveau noch weiter absinken. Er bewirkt, dass die Renten weniger stark ansteigen als die Löhne. Schon zwischen 2004 und 2006 mussten die Rentner deshalb drei
Null-Runden in Folge hinnehmen.
Um eine »ausreichende und im OECD-Vergleich übliche Rente zu erhalten«, müssten Arbeitnehmer »verstärkt privat vorsorgen«, mahnt OECD-Rentenexpertin Monika Queisser. So könnten die Kürzungen
aufgefangen werden. Wer während des gesamten Arbeitslebens Geld in die Riester-Vorsorge stecke, beziehe am Ende eine Rente in Höhe von 56 Prozent des Bruttoverdiensts. Bei Fehlzeiten von zehn Jahren verringere sich das Niveau
auf 51,4 Prozent.
Als besonders kritisch sieht die OECD die Renten in den unteren Einkommensgruppen. Da die Renten in Deutschland im Gegensatz zu den meisten OECD-Ländern linear an die Einkommen gekoppelt würden, lägen deutsche
Geringverdiener »innerhalb der OECD an letzter Stelle.« Höhere Einkommensbezieher schneiden im OECD-Vergleich zwar etwas besser ab, bleiben aber deutlich unterhalb des OECD-Durchschnitts. »Deutschland sollte deshalb
der
Rentenentwicklung für Geringverdiener besondere Aufmerksamkeit schenken und einem Anstieg der Altersarmut vorbeugen«, warnt Monika Queisser.
D e u t s c h l a n d droht no c h m e h r Altersarmut
Die Armut im Alter wird in Deutschland künftig noch mehr steigen. Denn: Bis zur Rente bleiben nur die wenigsten im Beruf. Und das heißt: Es fehlen Anrechnungsjahre.
Mit der Idee »Deutschlandfonds« hat die SPD nach Auffassung des IG Metall-Vorstands ein positives Modell für eine Mitarbeiterbeteiligung vorgelegt. Die IG Metall gibt allerdings direkten Einkommensverbesserungen weiterhin
absoluten
Vorrang.
Anders als die Unionsparteien will die SPD Beschäftigte nicht direkt an den Unternehmen beteiligten. Ihre Einlagen fließen in einen Fonds, der Beteiligungen an Firmen erwirbt. Mit dieser Lösung riskieren die
Beschäftigten nicht, im Falle einer Firmenpleite neben ihrem Arbeitsplatz auch ihre Einlagen
zu verlieren. Ihre Beteiligungen sollen außerdem durch eine Bundesgarantie gegen Insolvenz gesichert werden.
Damit ist eine wichtige Bedingung der IG Metall erfüllt. Auch zwei weitere Anforderungen der IG Metall werden eingehalten: Die Beteiligung ist freiwillig und zusätzlich zum Arbeitsentgelt. Ein Vorteil der überbetrieblichen
Kapitalsammelstelle gegenüber der direkten Beteiligung: Die Arbeitnehmer
können sie nach einer Mindesthaltefrist wieder verkaufen. Mitarbeiterbeteiligungen beheben weder die ungerechte Vermögensverteilung in der Gesellschaft noch die wachsende Altersarmut.
In der Tarifpolitik der IG Metall hat Altersvorsorge weiter Vorrang
vor Vermögensbildung.
direkt 13/2007
Letzte Änderung: 21.11.2007