Rekord bei Bezügen
Die sprudelnden Gewinne der DAX-Unternehmen haben 2006 die Bezüge der deutschen Top-Manager so stark in die Höhe getrieben wie seit Jahren nicht.
Die Gehälter der Vorstandschefs der 30 größten deutschen Unternehmen stiegen im Vergleich zum Vorjahr um fast 19 Prozent auf durchschnittlich 4,8 Millionen Euro, teilt die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) mit.
Damit kletterte das Durchschnittgehalt der Top-Manager zwischen 2003 und 2006 um mehr als die HÄLFTE (52 Prozent), Pensionszusagen oder Zuflüsse aus Aktienoptionen sind in dieser Aufstellung nicht aufgeführt.
Alle DAX-Vorstände verdienten 2006 zusammen rund 560 Millionen Euro, knapp 17 Prozent mehr als im Vorjahr. Das durchschnittliche Gehalt eines einfachen Vorstandes belief sich auf 2,5 Millionen Euro, gut 16 Prozent über dem
Vorjahr.
Bei einer Gehaltssteigerung von 1,5 bis 3,0 Prozent sei die massive Erhöhung der Vorstandsbezüge "nicht gerechtfertigt", kritisierte der SdK- Vorsitzende Klaus Schneider. Die Aufsichtsräte sollten diese Entwicklung
stoppen. Allerdings genehmigten diese sich 2006 selbst einen Zuschlag von 16 Prozent auf 59 Millionen Euro.
Deutsche -Bank-Chef Josef Ackermann bekam 13,2 Millionen Euro, RWE-Vorstandsvorsitzende Harry Roels rund 12,3 Millionen Euro, SAP-Chef Henning Kagermann liegt mit 9 Millionen Euro auf Rang 3.
Vergleichweise bescheiden werden die Vorstandsvorsitzenden von Lufthansa und Postbank, Wolfgang Mayrhuber und Wulf von Schimmelmann, bezahlt: etwas mehr als 2 Millionen Euro. Am wenigsten bekam Tui -Chef Michael Frenzel mit 1,7 Millionen
Euro.
"Wir wollen keine Sozialisierung der Vorstandsvergütungen", sagt Schneider. Auf Dauer könne aber ein Unternehmen solche Gehaltssteigerungen des Top-Managements nicht verkraften, zumal diese für Unfrieden in der Belegschaft
sorgen könnten. "Das kann nicht so weiter gehen", sagt der SdK - Chef.
Die SdK bemängelte beim Kodex für gute Unternehmensführung (Corporate Governance) eine Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
"Was den Interessen der Betroffenen zuwiderläuft oder ihnen unbequem ist, wird gerne nicht erfüllt", sagte SdK - Vorstand Willi Bender. So habe erst der Gesetzgeber für die Transparenz der Vorstandsvergütungen sorgen
müssen. Auch der nahtlose Übergang vom Vorstands- in den Aufsichtsratsvorsitz sei immer noch möglich.
Die SdK forderte eine neue Zusammensetzung der Kommission, in der eine Mehrheit von Anlegevertretern sitzen soll. Zudem müsse die Einhaltung der Regeln besser überwacht werden, was nur mit anderer Besetzung möglich sei.
Südwestpresse, 27.07.07
Letzte Änderung: 21.11.2007