Schichtarbeit nimmt zu
Jeder fünfte Beschäftigte in Europa arbeitet in Schichtmodellen oder am Wochenende. Mehr Flexibilität wird vor allem in der Dienstleistungsbranche verlangt.
Wochenendarbeit und Schichtdienste breiten sich in Europa aus.
"In knapp der Hälfte alle Betriebe wird auch dann gearbeitet, wenn andere frei haben", sagte der Arbeitsmarktforscher Steffen Lehndorff vom Institut für Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen. Diese
Aussage ergebe sich, wenn man die verschiedene Formen flexibilisierte Arbeitszeiten - Nachtarbeit, Wochenendarbeit, aber auch versetzte Arbeitszeiten - insgesamt sehe.
Lehndorff ist Mitautor einer Studie mit 26 000 befragten Chefs in 21 Ländern. Er wies darauf hin, dass inzwischen mehr in der Dienstleistungsbranche als in der Industrie "zu unüblichen Zeiten" gearbeitet werde.
"Das liegt zum Beispiel an der größer werdenden Zahl von Pflegediensten, Call-Centern oder auch längeren Ladeöffnungszeiten."
Die Firmen handelten sich mit flexiblen Arbeitszeiten Probleme ein. "Manager haben in unseren Interviews über mangelnde Motivation oder hohen Krankenstand geklagt."
Dass Nachtarbeit Gesundheitsprobleme nach sich ziehe, sei seit längerem gesicherte Erkenntnis von Arbeitsmedizinern. Während Schicht- und Wochenendarbeit üblicher als früher seien, werde nachts (von 22 bis 6 Uhr) nach
wie vor nur in ungefähr 9 Prozent aller europäischen Betriebe gearbeitet.
Ein wachsendes Problem sei die zunehmende Wochenendarbeit, weil sie die Betroffenen daran hindere, soziale Kontakte zu pflegen, sagte Lehndorff.
Jeder vierte Betrieb in Europa - in Deutschland fast jeder dritte - lässt samstags arbeiten.
Am weitesten verbreitet sind Nachtschichten und Wochenendarbeit in Großbritannien, Schweden und Finnland. Deutschland und Frankreich teilen sich bei den "unnormalen" Arbeitszeiten den vierten Platz.
ONLINE-INFO
Auf www.iaq.uni-due.de lässt sich die Studie unter Publikationen und IAQ-Report herunterladen.
Südwestpresse, 30.07.07
Letzte Änderung: 21.11.2007