Farbige sind im Osten gefährdet

23.08.2007 Die indische Botschafterin in Deutschland äußerte sich sehr besorgt über den Vorfall.

Die Hetzjagd auf Inder im sächsischen Mügeln hat einen Sturm der Entrüstung ausgelöst und die Debatte über Rechtsextremismus im Osten neu entfacht.
Bundesregierung und Parteien haben mit Abscheu auf die Hetzjagd auf acht Inder in sächsischen Mügeln reagiert.
Politiker von CDU und SPD bezeichneten ausländerfeindliche Gewalt im Osten als ernst zu nehmendes Problem. "Menschen mit dunkler Hautfarbe haben in Ostdeutschland ein um ein vielfach höheres Risiko, Opfer eines Übergriffs zu werden, als in Westdeutschland", sagte der Vorsitzende des Bundestagsinnenausschusses, Sebastian Edathy (SPD).
Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) und der für den Aufbau Ost zuständige Bundesminister Wolfgang Tiefensee (SPD) riefen zu mehr Zivilcourage auf. Bei der Aufklärung müsse alles vermieden werden, was den Eindruck einer Verharmlosung und Verniedlichung der Vorgänge erwecken könne, sagte Tiefensee.
Die indische Botschafterin in Deutschland, Meera Shankar, äußerte sich "sehr besorgt" über den Vorfall. Im Gespräch mit der Bundesregierung habe man verlangt, dass solche Übergriffe in Zukunft verhindert würden. Sie habe einen Mitarbeiter nach Sachsen geschickt, um Kontakt mit den Opfern und der Polizei aufzunehmen.
Die Zeugenaufrufe zum Vorfall in Mügeln zeigten gestern Wirkung: Es hätten sich mehrere Bürger gemeldet, die zu den Geschehnissen Auskunft geben wollten, teilte die Polizeidirektion Westsachsen mit. Die Vernehmungen und weitere Befragungen von Volksfest-Teilnehmern dauerten an. Auch die Inder würden noch einmal befragt. Ein verletzter Inder habe das Krankenhaus inzwischen verlassen.
Der frühere Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye, Vorsitzender des Vereins "Gesicht zeigen", erklärte gegenüber unserer Berliner Redaktion, die Zahl rechtsradikal motivierter Gewalttaten werde 2007 wohl einen neuen Rekordwert erreichen.
Erst wenn die Gesellschaft bereit sei, "sich den Ursachen zu stellen, die den Rechtsradikalen die jungen Männer zutreiben, wird sich an diesem Phänomen etwas ändern".
Der frühere sächsische Innenminister Heinz Eggert (CDU) nannte im Interview mit der SÜDWESTPRESSE pauschale Warnungen an Farbige, öffentliche Feste im Osten zu besuchen, "fatal". Damit "überlassen wir den Rechten die Straße", sagte der Dresdner Landtagsabgeordnete.
Südwestpresse, 22.08.07

Letzte Änderung: 21.11.2007