Kinderpornos im Visier

23.11.2007 Im Internet finden sich immer mehr Seiten, die Kinderpornografie verbreiten. Das Bundeskriminalamt (BKA) will den Kampf gegen diese Kriminellen durch ein Aktionsbündnis stärken.

Im Internet finden sich immer mehr Seiten, die Kinderpornografie verbreiten. Das Bundeskriminalamt (BKA) will den Kampf gegen diese Kriminellen durch ein Aktionsbündnis stärken. Das wurde gestern auf der BKA Herbsttagung in Wiesbaden vereinbart.
Im Kampf gegen Kinderporrnografie im Internet geht Das BKA neue Wege. Gestern unterzeichnete BKA Präsident Jörg Zierke am Rande der Herbsttagung seiner Behörde eine Kooperationsvereinbarung mit Organisationen, die sich darum kümmern, gefährdende Internetinhalte ausfindig zu machen.
Mit dabei sind die Betreiber der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia Dienstleister FSM, der Verband der deutschen Internetwirtschaft Eco, die Organisation jugendschutz.net sowie die Prüfstelle für jugendgefährdende Medien.
Zierke nannte den Markt für kinderpornografische Fotos und Videos "Einen Wachstumsmarkt": Nach der Beobachtung des BKA "werden die Opfer immer jünger, es geht immer öfter um Babys und Kleinkinder", sagte er. Laut Kriminalstatistik geht zwar der Kindesmissbrauch zurück, er bezweifelt aber, dass sich die Statistik mit der Realität deckt. "Es gibt kaum einen Bereich, in dem die Dunkelziffer so hoch ist", sagte Zierke. "Was sich im Internet abspielt, ist erschreckend. Da wird Missbrauch nach Drehbüchern inszeniert", schilderte der BKA Präsident.
Sabine Frank, die Geschäftsführerin der FSM, sieht in der Kooperationsvereinbarung eine Chance, dass Täter dort dingfest gemacht werden, wo sie tätig werden. Dies könne umso besser gelingen, desto früher und umfangreicher Hinweise auf derartige Umtriebe im Internet gesammelt und an die Strafverfolgungsbehörden weiter geleitet werden.
Die Beschwerdenstellen dienten als Anlaufpunkt für Bürger, die nicht gleich zur Polizei gehen wollen. Uneins sind sich die Kooperationspartner, ob mehr mit Filtern und Sperren von Seiten gearbeitet werden sollte. Das BKA hat dazu Gespräche bei der deutschen Internetwirtschaft angeregt. Michael Rotert, der Vorstandsvorsitzende von Eco sagte, dass wenn sie Seiten mit Kinderpornografie in Deutschland ausblenden, dann sind sie deshalb nicht weg.
Da Kinderpornografie ein weltweites Problem darstellt, setzt Ziercke auf noch engere internationale Zusammenarbeit. Es gebe bereits Erfolge, sagt er und verwies auf den Fall des Kinderschänders, der sein Gesicht im Internet unkenntlich gemacht hatte. BKA Experten lösten die Maske auf, stellten vor ein paar Wochen das Foto ins Netz und der Verdächtige wurde in Thailand festgenommen.
Norweger setzen auf Filtersystem
In Norwegen setzt die Kriminalpolizei seit 2004 gegen Kinderpornografie im Internet ein Filtersystem ein. Wer eine der 5000 als illegal eingestuften Seiten anklickt, landet auf einer Hinweisseite der Polizei, sagte der zuständige Kriminalbeamte Björn-Erik Ludvigsen in Wiesbaden.
Der Filter werde in der Kooperation mit den Internet-Providern vorgeschaltet, greife auf bestehende Technik zurück, sei billig und "begrenzt den Markt". In Norwegen machen bereits 80 Prozent der Anbieter von Internetdiensten mit.
Auch Dänemark, Schweden, Neuseeland und die Niederlande haben das Filtersystem eingeführt. Frankreich und Spanien haben Interesse angemeldet.
Südwestpresse, 23.11.07

Letzte Änderung: 23.11.2007