Mehr Kinderschutz verlangt

10.12.2007 Ministerin will staatliche Helfer in Risikofamilien schicken

Nach der Fällen tödlicher Kindermisshandlungen von Darry und Plauen in der vergangenen Woche ist eine Diskussion darüber entbrannt, wo solche Gewalttaten künftig verhindert werden können.
Das Nationale Zentrum "Frühe Hilfen" dringt auf eine Unterstützung von Eltern noch vor der Geburt des Säuglings.
"Wir dürfen nicht erst anfragen, wenn schon ein Riesenproblem mit dem Baby da ist, sondern ganz frühzeitig bei der Geburtsvorbereitung in der Geburtsklinik", sagte Elisabeth Pott von dem Zentrum, das der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung angeschlossen ist. Besonders wichtig sei die Zusammenarbeit aller Stellen: Kliniken, Hebammen, Ärzte und Jugendämter.
Ähnliches schlägt Bundesfamilienministerin von der Leyen vor. Staatliche Helfer soller ihrer Auffassung nach Kinder aus Risikofamilien schon vor Geburt an begleiten.
"Diese Kinder dürfen nicht mehr aus dem Auge gelassen werden", sagte sie. Man sollte sie auch früh in sehr gute Kindergärten einbinden.
Eine Pflicht zur Vorsorgeuntersuchung von Kindern durch Ärzte verlangt der Städte- und Gemeindebund. Die Kinder- und Jugendärzte wiederum sehen darin kein Allheilmittel gegen Misshandlungen oder Vernachlässigung.
Nach Angaben des Städte- und Gemeinedebund-Geschäftsführers Gerd Landsberg nehmen die Zahlen von verwahrlosten Kindern zu.In vergangenen Jahr seien 155 000 Kinder und Jugendliche in Heimen, Wohngruppen oder bei Pflegefamilien untergebracht gewesen. Für die Kommunen forderte Landsberg mehr Geld vom Bund.
In sächsischen Plauen waren in der vergangene Woche drei Babyleichen gefunden worden. In Darry in Schleswig-Holstein hat eine offenbar kranke Mutter ihre fünf Kinder getötet.
Gestern haben mehrere hundert Menschen bei einem Gottesdienst in Lütjeburg der getöteten fünf Kinder von Darry gedacht. Die evangelische Bischöfin von Lübeck, Bärbel Wartenberg-Potter, äußerte in ihrer Predigt die Hoffnung, dass es als Folge der Taten einen Zuwachs an Menschlichkeit geben werde.
Sie forderte die Bürger auf, herauszutreten und nachzufragen. So könne eine "neue Kultur des Miteinanders" entstehen.
Südwestpresse, 10.12.07

Letzte Änderung: 10.12.2007