Kassen erwarten Rekordbeiträge

09.01.2008 Anfang 2009 startet die umstrittene Gesundheitsfonds. Dann könnten Beiträge stark ansteigen, sind sich die Chefs mehrerer großer Krankenkassen einig.

Eine drastische Erhöhung des Krankenkassenbeitrags Anfang 2009 ist nach Einschätzung mehrerer Kassen-Experten wahrscheinlich. Aus heutiger Sicht sei ein Anstieg auf 15,5 Prozent realistisch, bestätigte KKH-Chef Ingo Kailuweit eine Studie des Münchner Instituts für Gesundheitsökonomik (IfG). Derzeit liegt der Beitrag durchschnittlich bei 14,8 Prozent.
Barmer-Chef Johannes Vöcking sprach ebenfalls von 15,5 Prozent, sein Kollege Norbert Klusen von der Techniker Krankenkasse rechnet mit mindestens 15 Prozent. Auch der Chef der AOK Baden- Württemberg, Rolf Hoberg, erwartet für 2009 eine Beitragserhöhung, falls der Gesundheitsfonds dann schon seine vollen Finanzreserven bilden soll. Auf einen Prozentsatz wollte er sich gegenüber der SÜDWEST PRESSE nicht festlegen.
Die Berechnungen des IfG nannte Hoberg "nicht unplausibel", auch wenn vieles auf Annahmen beruhe. Ungewiss sei allerdings, wie sich die Einnahmen aufgrund der Konjuktur entwickelten. Rund 2,7 Millionen Mitgliedern der AOK Baden-Württemberg droht nach seinen Worten in diesem Jahr keine Erhöhung des Beitragssatzes von 15,4 Prozent.
Anfang 2009 startet der Gesundheitsfonds mit einem bundesweit einheitlichen Beitragssatz. Rund 44 Millionen Kassen-Mitglieder müssen dann bis zu 59 Euro im Monat mehr zahlen.
Das Bundesgesundheitsministerium bestreitet die Berechnungen. Der Vizechef der Unionsfraktion, Wolfgang Zöller (CSU), nannte sie "völlig unerklärlich". Er forderte die Kassen-Aufsicht auf, den Versicherungen 2008 genau auf die Finger zu schauen.
"Der Verdacht ist groß, dass manche Kassen ihre Beiträge stärker als notwendig anheben wollen, um beim Start des Gesundheitsfonds Rücklagen zu haben, und damit ihren Mitgliedern einen Bonus auszahlen zu können."
Bayerns Gesundheitsministerin Christa Stewens (CSU) spekullierte über eine Verschiebung des Fonds.
Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Ludwig Georg Braun, forderte, auf das "Fehlkonstruktion" zu verzichten.
Auch die FDP verlangt einen Stopp des Gesundkeitsfonds.
Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) sieht durch höhere Beiträge "mehrere zehntausend Jobs" in Gefahr.
SÜDWEST PRESSE, 09.01.2008

Letzte Änderung: 09.01.2008