Spielwarenbranche ist schwer angekratzt
Die Spielwarenbranche zelebriert gerne die heile Welt . Doch vor der Internationalen Spielwarenmesse von 7. bis 12. Februar in Nürnberg, dem "größten Spielwaren-Schaufenster der Welt", ist der Ruf der Branche angekratzt.
Rückrufaktionen für gesundheitsgefährdendes Spielzeug aus China belasten das Image der Spielwarenbranche und verunsichern die Verbraucher.
Hesteller und Händler sind jedoch stark von der Produktion in den chinesischen Fabriken abhängig: 60 Prozent des weltweit verkauften Spielzeugs kommen von dort.
"2007 war für die Spielwarenindustrie sicherlich eines der schwierigsten in der jüngere Zeit", bilanziert Branchenexperte Werner Lenzner vom Marktforschungsinstitut Eurotoys.
Es begann im August mit der großen Rückrufaktion des US-Branchenriesen Mattel (Barbie): Der weltgrößte Spielzeughersteller zog 20 Millionen in China hergestellte Spielwaren aus Sicherheitsgründen zurück.
Als im November in den USA die in China gefertigten "Aqua-Dots" vom Markt genommem wurden, erreichte der Skandal einen neuen Höhepunkt. Politiker forderten schärfere Spielzeug-Prüfungen.
Vor wenigen Tagen präsentierte EU-Industriekommisar Günter Verheugen einen Gesetzesvorschlag für mehr Spielzeugsicherheit. Die Branche rechnet mit weitern finanziellen Belastungen:
"Das lässt nichts Gutes erwarten", fürchtet der Chef der Fürther Simba-Dicki-Gruppe, Michael Sieber.
Fein raus ist im Moment, wer nicht in China produziert: Die beiden Branchengrößen Lego und Playmobil etwa, die nach eigenen Angaben nur einen kleinen Teil ihrer Bauteile aus Fernost beziehen. Beide Firmen hatten 2007 ein sehr
gutes Jahr und könnten vom Trend hin zu sicherem Spielzeug profitieren.
Denn in China greifen die Behörden verstärkt durch: Die Kontrollen in den Fabriken wurden verschärft, hunderte Spielzeugfabriken verloren die Exportlizenz.
Auch die Nürnberger Spielwarenmesse bekommt die Skandale indirekt zu spüren: Erstmals verzeichnet sie einen Rückgang bei den chinesischen Ausstellern. Insgesamt buhlen in Nürnberg 2676 Aussteller aus 61 Ländern
um die Aufmerksamkeit der rund 80 000 Fachbesucher.
Prüfinstitute stellen neue Testverfahren vor, die europäische Richtlinie diskutiert.
Die Preise für Spielzeug werden in diesem Jahr deutlich anziehen. Dazu tragen auch aufwendigere Prüfungsverfahren bei.
SÜDWEST PRESSE,04.02.2008
Letzte Änderung: 04.02.2008