Ein Schnuppertag jetzt auch für Buben

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06.02.2008 Um Mädchen für naturwissenschaftliche Berufe zu interessieren, gibt es den "Girl's Day". Mit dem "Boy's Day" sollen nun Buben für Frauenberufe begeistert werden

Männer als Kindergärtner, Altenpfleger, Grundschullehrer? Fehlanzeige. Wie Mädchen, die sich allzu oft auf typische Frauenberufe stürzen, haben auch die Buben ein eingeschränktes Berufswahlverhalten.
Mechaniker und Kaufmann stehen oben auf der Wunschliste, soziale oder erzieherische Berufe kommen hingegen kaum vor. Der "Boy's Day" am 24. April soll das ändern. In Deutschland ist das baden-württembergische Vorhaben bislang einzigartig.
Nach dem Vorbild des Berufs-Schnuppertags für Mädchen plant Sozialministerin Monika Stolz (CDU) nun ähnliches für Buben. Denn die sind das Sorgekind der Erziehungswissenschaft.
Ihre Leistungen sind schlechter und zudem sind sie verhaltensauffäliger als die Mädchen. Stolz will nicht verallgemeinern, vielmehr gehe es "um die Bildungskrise einer bestimmten Gruppe von Jungen und um die Frage, warum es ihnen so schwer fällt, den sozialen Anforderungen der modernen Schule gerecht zu werden".
Die Antwort gilt für alle Buben: Die Männerquote in Erziehungseinrichtungen ist zu gering. Dabei brauchen Jungen schon im Kindergarten und der Grundschule männliche Vorbilder, an denen sie sich orientieren können.
Der "Boy's Day" soll das ändern. Er bietet gezielte Werbung bei Schülern im Rahmen des berufsorientierenden Unterrichts an Realschulen und Gymnasien. Gerade in den sozialen Berufen steigt der Bedarf an Arbeitskräften, zusätzliches Interesse der Jungen geht deshalb nicht zu Lasten der Mädchen, sondern wirkt nur einer Aufteilung des Arbeitsmarktes in frauen- und männertypische Berufe entgegen.
"Chancengleichheit ist eine gesellschaftliche Notwendigkeit", sagt Stolz. Vergangene Woche hat sie den Vorsitz der Gleichstellunngs- und Frauenministerkonferenz der Länder und des Bundes übernommen.
Chancengleichheit sei nicht einfach ein weiteres "weiches" Thema, sondern schlichte gesellschaftliche Notwendigkeit. Gerade für Jugendliche mit Migrationshintergrund, bei denen die Berufswahl noch viel stärker von geschlechtspezifischen Rollenverhalten geprägt ist, müsse man eingefahrenen Verhaltensmustern begegnen.
SÜDWEST PRESSE,06.02.2008

Letzte Änderung: 06.02.2008