Der Erfolgmacher geht

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15.02.2008 Der neue Eigentümer von Hugo Boss entlässt Bruno Sälzer

Bruno Sälzer hat den Edelschneider Hugo Boss zum überaus erfolgreichen Modekonzern umgebaut. Das schützte ihn nicht vor dem Rauswurf. Was dahinter steckt ist bislang nicht ganz klar.
Dass mit dem Einstieg eines neuen Geldgebers auch das Management zur Disposition steht, ist normal. Boss-Chef Bruno Sälzer stand deshalb genau dieser Frage gegenüber, als der Finanzinvestor Permira im vergangenen Jahr die Mehrheit beim Metzinger Modekonzern übernahm. Sälzer gab sich betont selbstbewusst bis provokativ - und hatte dazu auch allen Grund: Der große Erfolg, zu dem Sälzer das Unternehmen führte, sollte auch den neuen Eigentümern gefallen.

Warum man sich jetzt dennoch trennte, bleibt vorerst im Unklaren. "An der strategischen Ausrichtung ändert sich nichts ", versichert Unternehmenssprecher Philipp Wolff. Es seien lediglich unterschiedliche Meinungen "bei einigen operativen Aspekten " hervorgetreten.

Sälzer hat den früheren Herrenmode-Hersteller neu ausgerichtet. Dazu zählt vor allem die Verstärkung der Damensparte sowie als konsequente Fortsetzung davon das neue Geschäft mit Accessoires und Schuhen. Zuletzt stieg Boss auch in das Thema Schmuck ein. Das alles hatte und hat das Ziel, den Metzinger Modekonzern zu einer großen Lifestyle-Marke aufzubauen, die in der Weltliga mit Prada, Ralph Lauren oder Gucci mitmischen soll.

Auf diesem Weg ist Hugo Boss gut vorangekommen. Gerade die neuen Sparten entwickeln sich nicht nur überdurchschnittlich, sondern geradezu stürmisch. Die Damenmode trug 2007 bereits 200 Mio. EUR zum Gesamtumsatz von 1,63 Mrd. EUR bei. Ähnliches gilt für die Accessoires.

Sälzers Strategie hin zum Luxus-Label hatte auch eine Änderung im Vertrieb zur Folge: Die Zahl der eigenen Geschäfte wurde erhöht. Hugo Boss erziehlt heute schon 15 Prozent des Umsatzes aus selbst kontrollierter Fläche. 240 sind es weltweit, einschließlich Franchise 1150.

Der Aufbau eigener Stores und Shops ist freilich teurer als der Verkauf über Kaufhof, Karstadt oder den Facheinzelhandel. 100 Mio. EUR investierte Sälzer dafür im Jahr. In der Branche wird gemunkelt, dass die hohen Investitionen dem grauen Finanzinvestor Permira ebenso ein Dorn im Auge sein könnte wie die Aufwendungen für Superevents, auf denen sich Boss in der glamourösen Modewelt ins Szene setzt.

In einem Interview hatte Sälzer gesagt, es könnte sein, dass er einem Finanzinvestor erst erklären müsse, wie das Mode-Business funktioniere. Das ist ihm allem Anschein nach wohl nicht ganz gelungen.
SÜDWEST PRESSE,15.02.2008

Letzte Änderung: 15.02.2008