Zu viel TV macht dumm
Übermäßiger Medienkonsum von Kindern beeinträchtigt nachhaltig deren Bildungschancen und wirkt sich negativ auf die Schulleistungen aus. Zu diesem Ergebnis kommt eine in Düsseldorf präsentierte Studie "Die Pisa-Verlierer - Opfer ihres Medienkonsums ", die das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) erstellt hat. Dessen Leiter Christian Pfeiffer zog als Fazit: "Zu viel Medienkonsum macht dick, dumm, krank, traurig und vielleicht auch aggressiv."
Vor dem Hintergrund dieser alarmierenden Ergebnisse riefen die nordrhein-westfälische Schulministerin Barbara Sommer (CDU) und ihr niedersächsischer Amtskollege Bernd Busemann (CDU) die Eltern dazu auf, "keine Fernsehen ins Kinderzimmer von Grundschülern zu stellen". Bei Kindern im Grundschulalter sei eine Fernseh- oder Computerzeit von maximal einer Stunde pro Tag akzeptabel, erklärte Sommer. Kinder unter zehn Jahren sollten ohne Begleitung eines Erwachsenen überhaupt nicht im Internet surfen. Zudem müssten Fernsehen und Computer vor der Schule, während der Mahlzeiten und vor dem Schlafengehen ausgeschaltet bleiben. Sommer kündigte eine "Aufklärungskampagne" in der Lehrerfortbildung an. Damit solle sichergestellt werden, dass Lehrer beim Medienkonsum ihrer Kinder künftig kompetent beraten könnten. "Ich möchte Eltern ermutigen, zum Wohle ihres eigenen Kindes Grenzen zu setzen", sagte Sommer.
Niedersachsens Kultusminister Busemann erklärte, gute Ganztagsangebote in den Schulen hätten "eine vorbeugende Wirkung gegenüber ungehemmtem Medienkonsum". Bei Ganztagsschulen werde der Tagesablauf von Kindern "gut strukturiert und ausgefüllt". Zudem müssten sich die Schulen mehr "um Medienkompetenz" bemühen und den Schülern verstärkt "alternative Freizeitmöglichkeiten" zeigen. .
Das KFN hat bei seinen seit 2004 laufenden Untersuchungen herausgefunden, dass bereits jene Viertklässler in der Schule deutlich schlechter abschnitten, deren Kinderzimmer mit Fernseher, Spielkonsole und Computer ausgestattet waren. Als Folge dieser Ausstattungsunterschiede stießen die Forscher bei "Pisa-Verlierern", also insbesondere Zuwandererkinder sowie Schüler aus sozial schwachen Familien, bereits im Alter von zehn Jahren "auf einen weit höheren und problematischeren Medienkonsum".
Die Forscher sehen in den Ergebnissen einen "klaren Zusammenhang" zwischen schlechten Schulnoten und ungebremstem Medienkonsum. Je brutaler die Fernsehprogramme und Internetseiten waren, desto schlechter sei die Konzentrationsleistung
der Schüler gewesen, sagte Forscher Pfeiffer. "Das hat sich vor allem beim Lösen von Mathematikaufgaben gezeigt."
SÜDWEST PRESSE,16.02.2008
Letzte Änderung: 16.02.2008