Türkisch als zweite Fremdsprache

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16.02.2008 Der Generalsekretär der baden-württembergischen CDU, Thomas Strobl, hat die Forderung der SPD-Landeschefin Ute Vogt nach Türkisch als zweiter Fremdsprache scharf kritisiert.

"Wir wollen Türkisch nicht als zweite Fremdsprache an unseren Schulen und schon gar nicht verpflichtend ", sagte er der SÜDWEST PRESSE. In Deutschland wohnende Kinder türkischer Abstammung sollten vorrangig Deutsch lernen. Lediglich als zusätzliches Wahlfach oder dritte Fremdsprache könne er sich Türkisch vorstellen. Laut Kultusministerium liegen bisher keine Anträge von Schulen für Türkisch als zweite Fremdsprache vor.

Vogt hatte sich in ihrer Funktion als Integrationsbeauftrage der SPD für Türkisch als zweite Fremdsprache starkgemacht. Dem "Mannheimer Morgen " sagte sie: "Warum wird Englisch und Französisch als wichtige Qualifikation gefördert, Türkisch aber nicht? " Wichtig sei, dass der Unterricht auch deutschen Schülern offenstehe und in deutscher Sprache angeboten werde. Nach Vogts Ansicht wird die Bedeutung der türkischen Sprache wachsen: "Die türkische Wirtschaft verzeichnet Zuwächse, die Türkei wird in absehbarer Zeit ein noch wichtiger Handelspartner sein, da können auch deutsche Schüler von Türkischkenntnissen profitieren. "

KOMMENTAR FREMDSPRACHENUNTERRICHT:

Nichts spricht gegen Türkisch
Günaydin! Werden so künftig Schüler im Fremdsprachenunterricht vom Lehrer begrüßt? "Günaydin" ist Türkisch und heißt "Guten Morgen".

Noch bevor die rechte Seite wieder Ängste vor "Überfremdung" schürt und damit nach der Hessen-Wahl erneut das gesellschaftliche Klima auf Kosten von Ausländern vergiftet, sollte man Ute Vogts Vorschlag ganz nüchtern und pragmatisch bewerten. Die SPD-Vorsitzende im Land regt an, Türkisch an den Schulen als Fremdsprache zu unterrichten - und zwar als eine von mehreren möglichen zweiten.

Die Türkei ist ein Zukunftsland: im Tourismus, für die Wirtschaftsbeziehungen und vor allem deshalb, weil die türkischstämmigen Menschen in Deutschland die weitaus größte Gruppe mit ausländischen Wurzeln darstellen. Deshalb ist nichts dagegen einzuwenden, dem Türkischen größere Bedeutung im Schulunterricht zu geben.

Das hat überhaupt nichts zu tun mit den Forderungen des Premiers Erdogan nach türkischen Lehrern, Schulen und Universitäten in Deutschland. Türkisch als Fremdsprache wäre ein Angebot an deutschen Schulen und unterrichtet von hier ausgebildeten Lehrern. Das Fach könnte sowohl nützlich sein für einheimische Schüler als auch für türkischstämmige, die von ihrer Muttersprache oftmals nur ein paar Versatzstücke beherrschen.

Es lässt sich darüber diskutieren, ob das nun zweite, dritte oder eine weitere Fremdsprache sein soll. Türkisch besitzt aber genauso viel Berechtigung für den Unterricht wie etwa Italienisch, Portugiesisch oder Russisch. All das wird heute schon an Schulen unterrichtet. In diesem Sinne: Iyi günler - einen guten Tag.
PATRICK GUYTON
SÜDWEST PRESSE,16.02.2008

Letzte Änderung: 16.02.2008