Roth als Ausweg aus dem Hessen-Patt?

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20.02.2008 Die CDU in Hessen sucht noch immer nach einer Möglichkeit, an der Macht zu bleiben. Immer häufiger taucht der Name Petra Roth auf.

Frankfurt. Bei der Suche nach einem Ausweg aus der Patt-Situation nach der Landtagswahl in Hessen wird immer wieder die als liberal geltende Frankfurter CDU-Oberbürgermeisterin Petra Roth ins Gespräch gebracht. Zuletzt war es am Wochenende der altgediente Unions-Politiker Christian Schwarz-Schilling, der in der "Frankfurter Rundschau " Roth als Chefin einer Jamaika-Koalition (schwarz-gelb-grün) vorschlug. "Sie kann das in Frankfurt umsetzen, weil sie nie ideologische Positionen bezieht. "

Die 63-jährige Roth regiert in Frankfurt seit eineinhalb Jahren eine schwarz-grüne Allianz, die von der FDP toleriert wird. "Sie macht das als Chefin der Koalition aus meiner Sicht hervorragend ", sagt der Grünen-Fraktionschef im Römer, Olaf Cunitz. Roth sei eine sehr gute "Moderatorin ".

Es sind Roths Fähigkeiten als pragmatische Vermittlerin, die sie zum Kontrastprogramm zu Ministerpräsident Roland Koch (CDU) machen, der mit seinem Konfrontationskurs Schiffbruch erlitten hat. Dass sein Thema Jugendkriminalität für die Union gefährlich sein könnte, hatte Roth gewittert. Schon im Wahlkampf war sie auf Distanz zu Koch gegangen. Am Wahlabend schrieb sie dem Regierungschef ins Stammbuch, die von der CDU forcierte Innere Sicherheit sei nicht unbedingt ein Thema für Frankfurt gewesen. "Die Bürger fühlen sich in Frankfurt sicher ", sagte sie.

Anders als Koch kommt Roth in Frankfurt auf konstant hohe Sympathiewerte. Vor einem Jahr wurde sie mit mehr als 60 Prozent der Stimmen für eine dritte Amtszeit bestätigt. Kritiker werfen ihr aber Entscheidungsschwäche und mangelndes analytisches Verständnis vor - während Koch selbst bei seinen Gegnern als führungsstark und kompetent gilt. Auf Landesebene hätte es Roth, die früher Abgeordnete in Wiesbaden war, schwer. In der von Koch beherrschten Hessen-CDU ist sie Außenseiterin. "Nichts ist unrealistischer ", kommentieren Christdemokraten in den Landtagskorridoren die Wechselgerüchte.

Auffällig ist jedoch, dass der Ministerpräsident die Nähe zu Roth sucht. Es scheint kein Zufall, dass sich beide beim Valentins-Treffen der CDU in Kelkheim vergangene Woche nicht nur gemeinsam an die Partei wandten, sondern dass Koch bei seiner ersten großen Rede nach der Wahl auch den von ihm ungeliebten Grünen Avancen machte.

Koch verwies aber mehrfach darauf, dass kein Koalitionspartner das Recht habe, dem anderen in Personalien hineinzureden. Im Klartext: Jeder Partner müsste mit ihm als Regierungsspitze leben.
SÜDWEST PRESSE,20.02.2008

Letzte Änderung: 20.02.2008