Männer unter Druck
Für Jutta Allmendinger, die Chefin des Berliner Wissenschaftszentrums für Sozialforschung, ist klar: "Die Gesellschaft muss sich auf einen neuen Typ Frau einstellen. " Heimchen am Herd auf der einen, ledige Karrierefrau auf der anderen Seite - das war gestern. Frauen von heute wollen alles: Job, Kinder, Verantwortung. "Die Zeit des Entweder-Oder ist vorbei, endgültig ", sagt die Soziologin. Das setzt Männer unter Druck.
Für die Zeitschrift "Brigitte " hat Jutta Allmendinger 1020 Frauen im Alter von 17 bis 19 und 27 bis 29 Jahren befragt. Das Ergebnis: Die Frauen von morgen sind selbstbewusst, stark und lassen sich nicht mehr manipulieren. "Diese Frauen wissen: Nur mit eigenem Einkommen schaffen sie es, unabhängig und frei zu sein ", hat die Professorin erkannt. 99 Prozent der befragten Frauen erklärten: "Ich weiß, dass ich gut bin. " Jede Dritte von ihnen sieht sich später mal in führender Position, als Chefin.
Nett, fürsorglich und gehorsam zu sein - das ist allenfalls noch die Erwartung mancher Männer an Frauen, nicht aber deren eigenes Rollenverständnis. 79 Prozent der Frauen sind sich bewusst, dass sie für ihre Ziele hart arbeiten müssen, 85 Prozent halten es für wichtig, finanziell unabhängig zu sein - vom Partner wie vom Staat. Neun von zehn Frauen wollen mit Kindern leben, doch sagen nur 16 Prozent, dass sich Familie und Beruf schon heute leicht vereinbaren lassen.
Deshalb rät Jutta Allmendinger den Unternehmen, Frauen flexiblere Arbeitsmodelle anzubieten, sonst fehlten der Wirtschaft bald wichtige Personalressourcen. Bei ihrer Suche nach einem Job seien Frauen "flexibel, aber nicht um jeden Preis zu Kompromissen bereit ", keine willkommene "Verfügungsmasse für Arbeitgeber ".
Fast zwei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung gibt es übrigens nur noch wenige Ost-West-Unterschiede in den Einstellungen junger Frauen. Deutliche Differenzen allerdings treten zutage, wenn sie nach ihrem Aussehen und nach der
Bedeutung von Sex befragt werden: Ostdeutschen Frauen ist nicht nur ihr Aussehen wichtiger als ihren Geschlechtsgenossinnen im Westen, auch Sex spielt für sie eine erkennbar größere Rolle.
SÜDWEST PRESSE,26.03.2008
Letzte Änderung: 27.03.2008