Nach Schlaganfall zu spät in die Klinik
Die meisten Schlaganfall-Patienten im Südwesten werden nach Erkenntnissen der Techniker-Krankenkasse (TK) zu spät in eine Klinik eingeliefert. Nach einer Studie sind es zwei von drei. Nur jeder dritte Patient wurde innerhalb von drei Stunden nach dem Schlaganfall eingeliefert. TK-Landeschef Andreas Vogt sagte in Stuttgart: "Bei Patienten, die das nicht schaffen, kommen moderne Therapien wie die medikamentöse Auflösung des Blutgerinnsels im Gehirn zu spät - mit möglicherweise fatalen Folgen für ihr weiteres Leben. " Die Daten aus dem Jahr 2006 stammen von der Geschäftsstelle für Qualitätssicherung im Krankenhaus und vom Statistischen Bundesamt.
Noch immer seien die Schlaganfall-Symptome wie Sprach- und Koordinationsprobleme, Sehstörungen, Lähmungserscheinungen zu wenig in der Öffentlichkeit bekannt, sagt die Kasse. Deshalb werde oft der Hausarzt konsultiert, statt sofort den Notarzt zu verständigen. In Baden-Württemberg waren die Hausärzte 2006 für 37 Prozent der Klinik-Einweisungen verantwortlich, der Rettungsdienst für 40 Prozent, die Selbsteinweisungen lagen bei rund 13 Prozent. Die Versorgung in den Kliniken ist aus Sicht der Krankenkasse aber gut. "75 Prozent aller Patienten landen in einer Klinik mit besonderer Schlaganfall-Einrichtung. Ein gutes Ergebnis für ein Flächenland wie Baden-Württemberg ", sagte Vogt. Die Schlaganfalleinheiten müssen zum Beispiel eine Notfallversorgung rund um die Uhr oder eine Computertomographie binnen 30 Minuten nach Einlieferung sicherstellen.
Im Südwesten starben 2006 nach Angaben der TK 6500 Menschen an einem Schlaganfall, der entweder durch ein Blutgerinnsel im Gehirn oder durch eine Hirnblutung ausgelöst wird. 30 000 Menschen wurden stationär behandelt, zumeist ältere Leute. Jedes Jahr erleiden aber auch rund 300 junge Menschen unter 25 im Land einen Schlaganfall. Etwa jeder fünfte Patient stirbt, jeder vierte ist stark pflegebedürftig und jeder zweite bleibt dauerhaft behindert.
Rund 50 Krankenhäuser gehören zum flächendeckenden Netz der Schlaganfallversorgung im Land. Sie müssen regelmäßig Qualitätsnachweise erbringen. Dies führt nach Einschätzung der Krankenkasse
dazu, dass Baden-Württemberg im Bundesvergleich die niedrigsten Klinik-Todesraten bei Hirninfarkt-Patienten hat.
SAÜDWEST PRESSE,09.04.2008
Letzte Änderung: 09.04.2008