Kunden bestrafen Lidl für Kamera-Affäre

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11.04.2008 Die Überwachungs-Affäre ist nicht spurlos an Lidl vorübergegangen.

Deutschlandchef: "Das ist Schmutz "
Der Discounter verlor seitdem Kunden und auch spürbar an Umsatz.
Der Discounter Lidl hat nach Aufdeckung der Überwachungsaffäre Umsatzeinbußen registriert. Das erklärte der Konzernchef der Schwarz-Gruppe, Klaus Gehrig, am Mittwoch. Auf die Frage, ob Lidl im Zuge der Berichte über die Vorfälle Umsatzeinbußen habe, sagte er: "Ja, das haben wir. Einige Kunden haben geschrieben, sie gehen nicht mehr einkaufen und das haben wir auch gemerkt. " Dies sei jedoch "der falsche Weg ", weil die Kunden damit nicht das Unternehmen, sondern die Mitarbeiter bestraften.

Mit Blick auf die vergleichsweise geringe Zahl an Betriebsräten bei Lidl sagte Gehrig, das Thema dürfe "nicht allein aus der Lidl-Sicht " gesehen werden. Auch von den anderen Discountern müssten Betriebsräte eingefordert werden. Was man erlebe, sei "doch nicht allein ein Lidl-Problem, sondern eines der Branche ". Bisher gibt es nur in 6 der 2900 deutschen Lidl-Filialen Arbeitnehmervertretungen.

Gehrig räumte ein, dass die Mitarbeiter wohl heute noch überwacht würden, wenn das Magazin "Stern " dies nicht aufgedeckt hätte. Mit Blick auf ähnliche Vorwürfe gegenüber Lidl vor vier Jahren sagte er: "Traurig ist, dass das eine oder andere in bestimmten Regionen wieder aufgekommen ist, dass da gegen die Anweisungen verstoßen worden ist und dass sich etwas selbstständig gemacht hat. " Er müsse sich mangelnde Kontrolle vorwerfen. "Das werden wir jetzt auch mit Macht angehen ", sagte er.

Zudem kündigte er weitergehende Konsequenzen aus der Überwachungsaffäre an. In einem Pressegespräch erklärte Gehrig, dass man den Umgang mit den Mitarbeitern ändern werde. "Wer den neuen Regeln nicht entspricht, für den haben wir im Unternehmen keinen Platz mehr. "

Auch Deutschlandchef Frank-Michael Mros, in dessen Verantwortungsbereich die Aufzeichnung von privaten Gesprächen von Lidl-Mitarbeitern stattgefunden hatte, distanzierte sich von den Vorkommnissen und sagte dazu: "Das ist Schmutz, den wir alle als Schmutz empfinden. "

Gehrig gab in diesem Zusammenhang zudem bekannt, dass das Unternehmen im abgelaufenen Geschäftsjahr den Umsatz um 12 Prozent gesteigert habe, und zwar von 44 auf 49 Mrd. EUR. Die Mitarbeiterzahl der Schwarz-Gruppe liegt bei 260 000.
SÜDWEST PRESSE,11.04.2008

Letzte Änderung: 11.04.2008