Ost-Rentner arm dran
Wegen wachsender Altersarmut vor allem in den neuen Ländern schlagen SPD-Politiker Alarm. Ursache seien unterdurchschnittliche Löhne und die überdurchschnittlich hohe Langzeitarbeitslosigkeit.
. Die ostdeutschen Rentner von morgen sind verstärkt von Altersarmut bedroht. Die Zahl der verhältnismäßig "reichen " Nachwenderentner werde sich verringern, heißt es in einer Analyse des Finanzministers von
Sachsen-Anhalt, Jens Bullerjahn, und des Sozialministers von Mecklenburg-Vorpommern, Erwin Sellering (beide SPD). Gründe seien die Arbeitsmarktkrise und die niedrigen Löhne nach der Wende. "Das betrifft vor allem die
Generation, die bei der Wende um die 40 Jahre alt war ", sagte Sellering.
In der Analyse wird betont, Geringverdienende und Arbeitslose hätten generell ein erhöhtes Risiko, von Altersarmut betroffen zu werden. Doch in Ostdeutschland sei die Situation verstärkt: "Je länger die Wiederherstellung der deutschen Einheit im Jahr 1990 zurückliegt, um so mehr verlieren die kontinuierlichen Erwerbsbiographien der DDR-Zeit für den Aufbau von Rentenanwartschaften an Bedeutung. " Gerade bei denjenigen, die zur Wende um die 40 waren, gebe es diese unterbrochenen Erwerbsbiografien. Sie hätten in Jahren mit Arbeitslosigkeit und Mini-Jobs kaum Ansprüche ansammeln können.
Zwar habe sich auch im Westen die Arbeitsmarktlage verschlechtert, der Osten sei aber wegen des allgemein niedrigeren Rentenwertes und Lohnniveaus sowie der oftmals höheren Arbeitslosigkeit stärker betroffen. Während derzeit die Rentenhöhe bei Männern in den neuen Bundesländern bei durchschnittlich 967 Euro liege, könne die Gruppe der 1957 bis 1961 geborenen Männer nur noch mit 820 Euro rechnen.
Bei den Frauen sinke die Rente von durchschnittlich 785 Euro auf 690 Euro. Auf noch niedrigerem Niveau liege die Rente bei den westdeutschen Frauen. Hier steige sie jedoch von 579 Euro auf 623 Euro.
Erschwerend komme eine hohe Abhängigkeit von der gesetzlichen Absicherung hinzu. Während in den alten Bundesländern 74 Prozent der Alterssicherung aus der gesetzlichen Rente kämen (daneben Mieteinnahmen, Erbschaften oder Betriebsrenten), seien es in den neuen Ländern 99 Prozent.
Der Bericht betont aber auch: "Von Altersarmut als Massenproblem kann derzeit noch nicht gesprochen werden. " Derzeit erschienen die Zustände noch nicht als untragbar. "Es ist aber wichtig, dass wir darauf hinweisen und das Problem aktiv auf Bundesebene klären ", sagte Bullerjahn. Sonst würden später viele Menschen auf die Grundsicherung zurückfallen.
Der Bericht empfiehlt ein Bündel von gezielten Einzelmaßnahmen, darunter die Einführung von flächendeckenden Mindestlöhnen, höhere Rentenbeiträge für Mini-Jobs, eine bessere Bewertung von
Arbeitslosengeld-II-Zeiten und den Ausbau der Riester-Rente zu einer Pflichtversicherung.
SÜDWEST PRESSE,15.04.2008
Letzte Änderung: 16.04.2008