EU will Krebs zu Leibe rücken

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17.04.2008 Krebs entwickelt sich zu einer regelrechten Epidemie. Mit europaweiten Aktionen will die EU die Krankheit nun eindämmen.

Die Zahlen sind beängstigend. Jeder dritte Europäer wird im Laufe seines Lebens mit der Diagnose Krebs konfrontiert. Jeder vierte stirbt an den Folgen der Krankheit. In Ziffern: 2,3 Millionen neue Fälle und eine Million Krebstote allein 2006. "Erschreckend ", klagt die SPD-Europapolitikerin Karin Jöns.

Die Gesundheitsexpertin plädierte gemeinsam mit ihren Kollegen im EU-Parlament für die Einrichtung einer Task-Force. Mitglieder der EU-Kommission, des Parlaments und des Rats sollen zusammentragen, was sich in der Gemeinschaft bewährt hat: Bei der Vorbeugung, der Früherkennung und der Behandlung. Damit sollen erfolgreiche Projekte gefördert werden und möglichst europaweit zum Einsatz kommen.

Da viele Krebsarten geheilt werden können, wenn sie nur früh genug erkannt werden, sollen mehr Frauen und Männer für die regelmäßige Vorsorge gewonnen werden. Außerdem hat sich Europas Volkskammer vorgenommen, krebserregende Stoffe durch weniger gefährliche zu ersetzen oder diese zumindest zu reduzieren. Mit gutem Grund. Eine neue Studie der Gewerkschaften zeigt, dass mindestens acht Prozent der jährlichen Krebstoten auf Karzinogene am Arbeitsplatz zurückzuführen sind.

"Krebs hat sich zu einer regelrechten Epidemie entwickelt ", sagte Peter Doyle, Chef der internationalen Krebsforschungsagentur IARC, im Europaparlament. "Seit Mitte der 80er Jahre steigt die Zahl der Krebstoten. " Vor allem müsse der gegenwärtige Flickenteppich in der europäischen Krebsforschung überwunden werden. "Heute steht häufig der Konkurrenzgedanke im Vordergrund. " So würden viele Gruppen an der Erforschung ein und desselben Gens arbeiten. "Da wird viel Zeit und Geld verschwendet ", monierte der Epidemologe und Onkologe. Auf der anderen Seite gebe es kaum Studien zur Lebensqualität von Krebskranken.

Doyles Agentur im französischen Lyon ist dabei, eine europäische Krebsinitiative zu schaffen, die Forschung, Praxis und Patientenorganisationen zusammenführen soll. "Dann hätten wir endlich eine europäische Telefonnummer ", sagte Doyle, "die ich anrufen kann, wenn ich Krebs habe. "

SÜDWEST PRESSE,17.04.2008

Letzte Änderung: 17.04.2008