Wenig Zeit für große Aufgabe

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17.04.2008 Ihre Berufung zur EU-Gesundheitskommissarin galt in Brüssel als Überraschung. Zuhause in Zypern zählt Androula Vassiliou längst zur politischen Elite.

Auf Androula Vassiliou, die vom EU-Parlament als Gesundheitskommissarin bestätigt wurde, warten brisante Dossiers. Sie wird sich etwa der immer wieder aufgeschobenen Richtlinie zur Verbesserung der Patientenrechte annehmen müssen. Auch heikle Themen wie Krebsvorsorge und Organhandel gilt es anzupacken. Dass sie couragiert arbeiten will, daran ließ die Ehefrau des früheren zypriotischen Präsidenten George Vassiliou keinen Zweifel.

Schon im Juni soll ihr Vorschlag zur Stärkung der Patientenrechte auf den Tisch. Um die Qualität und Sicherheit von Organtransplantationen zu steigern und die Europäer zu mehr Organspenden zu animieren, möchte sie zudem die Zusammenarbeit zwischen den EU-Staaten fördern. Dazu wird Vassiliou Verhandlungsgeschick brauchen - wie sie es als Europaexpertin im Parlament der griechischen Republik Zypern vor dem umstrittenen EU-Beitritt ihres Landes 2004 gelernt hat.

Die Mutter von drei Kindern gilt als dialogbereit und durchsetzungsfähig, aber auch als umgänglich. Was man von ihrem Amtsvorgänger Markos Kyprianou nicht gerade behaupten konnte. Eine gewisse Eitelkeit geht allerdings auch ihr nicht ab. Ihr Alter wollte Vassiliou zumindest nicht preisgeben. Danach zu fragen, gelte bei ihr zuhause als unhöflich, heißt es in ihrem Umfeld.

Im faktenorientierten Brüssel machte man allerdings auch für sie keine Ausnahme und weiß jetzt, dass sie schon fast im Pensionsalter ist - für die Maßstäbe der meisten EU-Länder jedenfalls. Darauf kann Vassiliou allerdings keinen Gedanken verschwenden. Sie muss sich auf ihre neue Aufgabe konzentrieren. Denn sie weiß, ihr bleibt wenig Zeit - gerade mal eineinhalb Jahre. Dann läuft das Mandat der Barroso-Kommission aus.SÜDWEST PRESSE,16.04.2008

Letzte Änderung: 17.04.2008