Truppenbild mit Dame

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21.04.2008 Frauen in der Bundeswehr sind nach einer neuen Erhebung gut integriert

Die Zweifel waren groß, doch Frauen haben sich gut integriert in die Bundeswehr. Das besagt eine Studie. Manchmal zum Preis hoher Anpassung.
Das zarte Geschlecht hat die Bundeswehr erfolgreich erobert. Die Frauen sind nach einem neuen Forschungsbericht des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Bundeswehr (Sowi) in Strausberg bei allen Laufbahnen und Verwendungen der Streitkräfte "voll integriert ". Sie haben sich auch bei den harten Auslandseinsätzen bewährt. In dem Report mit dem Titel "Truppenbild mit Dame " wird festgestellt, dass bei der Integration von Frauen in die Bundeswehr "das vermeintlich schwache Geschlecht enorme Fortschritte gemacht hat ". Nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums waren im März unter den 190 000 Berufs- und Zeitsoldaten 15 200 Soldatinnen vertreten. Das entspricht 8 Prozent. Die Quote soll in den nächsten Jahren auf rund 15 Prozent steigen.

Von Frauen werden die "Tornado ", Transportflugzeuge vom Typ "Transall C-160D " und Militärhubschrauber geflogen. Panzerkommandantinnen steuern die schweren Kampfpanzer "Leopard " und den Bergepanzer "Büffel ". Als einzige Generalin mit den goldenen Schulterstücken leitet Frau Dr. med. Erika Franke das Bundeswehrkrankenhaus in Ulm. Nur die härteste und geheimste Truppe, das "Kommando Spezialkräfte " (KSK), ist noch "frauenfrei ".

Zum ersten Mal seit der vollständigen Öffnung der Bundeswehr für Frauen Anfang 2001 wurde jetzt der Stand der Integration von Frauen in die Bundeswehr analysiert. Rund 3800 Soldatinnen und 2000 Soldaten wurden befragt. Eine Mehrheit von ihnen gab nach Angaben des Wissenschaftlers Gerhard Kümmel an, dass ein "generell gutes Integrationsklima in der Bundeswehr " bestehe. 89 Prozent der Soldatinnen und 83 Prozent der Soldaten betonten, gut zusammenzuarbeiten.

Die Soldatinnen haben nach der Untersuchung den Umgangston in der Truppe positiv verändert. Das meinen 86 Prozent der Männer und 84 Prozent der Frauen. 58 Prozent der Soldatinnen erklärten aber auch, sie seien im Dienst schon sexuellen Bemerkungen oder anzüglichen Witzen ausgesetzt gewesen. 19 Prozent betonten, sie hätten es schon mal mit "unerwünschten körperlichen Berührungen oder Annäherungsversuchen " zu tun gehabt. Nach dem Sowi-Report sprechen sich die männlichen Soldaten eher als die Frauen für die Anwendung militärischer Mittel aus. Weibliche Soldaten seien "zurückhaltender ". Mit einer gewissen Nachdenklichkeit werden in dem Bericht die Einschätzungen der Männer über die weiblichen Leistungen registriert. 28 Prozent der männlichen Soldaten würden die Leistungen ihrer Kameradinnen "explizit als schlechter als die der Männer bewerten ".

Kümmel hält fest, dass die Integrationsbereitschaft und der Leistungswille der weiblichen Soldaten hoch seien. Sie würden sich aber in der Mehrzahl eher für eine "Strategie der Anpassung an die dominante (männliche) Organisationskultur " entscheiden und "Sicht- und Verhaltensweisen " der Männer übernehmen.

SÜDWEST PRESSE,21.04.2008

Letzte Änderung: 21.04.2008