Kinder werden überfordert

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29.04.2008 Schule mit Fünf findet kaum Zustimmung

Unsinnig oder ein spannendes Konzept? Die CDU-Idee der früheren Einschulung von Kindern stößt auf unterschiedliche Reaktionen. Die Skepsis überwiegt.
Der CDU-Vorstoß zur generellen Einschulung von Kindern mit fünf Jahren hat heftige Kritik und nur vereinzelt Zustimmung ausgelöst. Während sich Ministerpräsident Günther Oettinger und Kultusminister Helmut Rau (beide CDU) für die Früh-Einschulung stark machten, kamen Proteste von der Landtagsopposition, der Gewerkschaft GEW und dem Elternbeirat.

SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel sagte: "Statt jede Woche eine neue Sau durchs Dorf zu treiben, sollte Oettinger lieber dafür sorgen, dass die Kindertageseinrichtungen ihren Bildungsauftrag endlich erfüllen können und die Kinder richtig gefördert werden. " Die Landeselternbeiratsvorsitzenden Christiane Staab nannte den Vorschlag "unsinnig und überflüssig ". Die CDU-Idee habe keinerlei zusätzlichen Nutzen für die Kinder. "Die ganzen Nachteile der Schule würden um ein Jahr nach vorne gezogen ", sagte sie.

Oettinger hatte am Wochenende angekündigt, die frühere Einschulung zu prüfen. Bildung dürfe nicht erst mit dem siebten Lebensjahr beginnen. Kultusminister Helmut Rau nannte den ursprünglich von der Jungen Union stammenden Vorstoß ein "spannendes Konzept ".

Nach den Worten Schmiedels vernachlässigt die Regierung die frühkindliche Bildung in Kindertageseinrichtungen und "verweigert den Drei- bis Sechsjährigen ihre Bildungschancen ". So gebe es noch immer kein Konzept für eine individuelle Sprachförderung im Kindergarten. Auch bei der Einführung eines beitragsfreien letzten Kindergartenjahres müsse der Regierungschef seinen "vollmundigen Ankündigungen endlich Taten folgen lassen ".

Auch die GEW ist strikt dagegen, Kinder generell mit fünf Jahren einzuschulen. "Das macht aus pädagogischer Sicht gar keinen Sinn ", sagte die Vize-Landesvorsitzende Petra Kilian. Viele Kinder würde der frühere Übergang vom Kindergarten in die Schule überfordern. "Fünfjährige haben meist noch einen ganz anderen Zugang, sich etwas zu erarbeiten. " Bis zum Alter von sechs müsse das spielerische Lernen im Vordergrund stehen, sagte die Landesvorsitzende der Grünen, Petra Selg. Die frühkindliche Bildung solle nicht noch weiter verschult werden.

Rückenwind bekam Oettinger nur vom Verband Bildung und Erziehung (VBE). Er fordere seit Jahren ein verpflichtendes "Basisjahr " für Fünfjährige, das bei den Grundschulen anzusiedeln sei, hieß es. lsw

Südwest Presse,29.04.2008

Letzte Änderung: 29.04.2008