Immer mehr Medikamente sind gefälscht

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30.04.2008 Wer gefälschte Arzneimittel einnimmt, riskiert seine Gesundheit. Vor allem illegale Angebote im Internet stellen ein Problem dar.

Immer mehr Menschen in Deutschland werden Opfer gefälschter Arzneimittel. Der Zoll beschlagnahmte 2007 Arzneien im Wert von 8,3 Millionen Euro, nach 2,5 Millionen Euro im Vorjahr. Die Gefahren von Herz-Kreislauf-Problemen, verschleppten Infektionen und zahlreiche andere Risiken wachsen, auch wenn anders als etwa in den USA hier wohl noch keine Toten zu beklagen sind. Organisierte Kriminelle haben falsche Medikamente als lukrative Finanzquelle entdeckt. "Es geht um Leib und Leben und Gesundheit ", warnt Frank Lippert vom Bundeskriminalamt (BKA). Verunreinigter Gerinnungshemmer aus China führte in mindestens 31 Fällen in Deutschland zu teils schweren Nebenwirkungen; in den USA wurden 81 Todesfälle gemeldet. Staatsanwälte ermitteln gegen Apotheker, die minderwertige Krebsmittel aus Asien, Lateinamerika oder Osteuropa billig eingekauft und zum Normalpreis an Praxen und Kliniken verkauft haben sollen.

Der Anteil der Arzneifälschungen in Apotheken und legalem Internethandel liegt laut BKA und Regierung nur bei rund einem Prozent. Das Problem sind die immer neuen illegalen Online-Seiten. Viele Betroffene nehmen Gefahren in Kauf, wie der zuständige Experte im Gesundheitsministerium, Arnold Schreiber, bei einer Veranstaltung des Verbands forschender Arzneimittelhersteller erläuterte. So würden Muskelaufbaupräparate in Fitnessstudios oder Dopingmittel oft unter der Hand verkauft. Viele holten sich gefälschte Potenz- oder Schlankheitsmittel via Internet ins Haus.

Mit mehreren Vorstößen versuchen nun Länder, Regierung und Arzneimittelhersteller den Kampf gegen die globalen Panscher zu forcieren: Nicht nur die Fälschung fertiger Mittel, sondern die von Wirkstoffen soll bestraft werden. Inspektionen in Drittländern sollen verstärkt werden. Das Internet soll in einer neuen Zentralstelle der Länder in Bonn ständig durchforstet werden. Ein verbesserter Strichcode auf Verpackungen soll legale Mittel auszeichnen. Doch Schreiber dämpft die Erwartungen: "Wir können die besten Gesetze machen, so lange die Leute nicht überzeugt sind, ihre Finger davon zu lassen, kann man dem nicht beikommen. "

Südwest Presse,30.04.2008

Letzte Änderung: 30.04.2008