Von Paris nach Metzingen

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17.05.2008 Der neue Boss-Chef Lahrs und seine bemerkenswerte Karriere

Von Paris nach Metzingen
Der neue Boss-Chef Lahrs und seine bemerkenswerte Karriere
Hugo Boss hat sich zum internationalen Lifestyle-Konzern gewandelt. Der neue Chef kommt aus dieser Welt. Claus-Dietrich Lahrs, 44 Jahre alt, wechselt von Christian Dior in Paris nach Metzingen.
Nach dem Ende der Führungskrise bei Hugo Boss will der designierte Vorstandschef Claus-Dietrich Lahrs die Präsenz des Modeherstellers in Amerika und Asien deutlich ausbauen. Lahrs sagte gestern in Metzingen, in beiden Märkten gebe es hohes Potenzial. "Das Wachstum findet im Ausland statt. " Der Marktanteil solle dort ausgebaut werden. Dazu will Lahrs weltweit auch weitere unternehmenseigene Läden einrichten.

Lahrs folgt Bruno Sälzer nach, der im Februar zurückgetreten war, weil er die Geschäftspolitik des Finanzinvestors Permira nicht mittragen wollte. Lahrs ist für fünf Jahre bestellt und will seinen Posten spätestens zum 1. August antreten. "Ich bin nicht hergekommen für ein kurzes Stelldichein ", sagte der Betriebswirt, der derzeit noch Geschäftsführer von Christian Dior Couture ist. Der Modezweig des Christian Dior-Konzerns beschäftigt 3000 Mitarbeiter. Der Manager ist seit zwölf Jahren für den weltweit größten Luxusgüterkonzern Christian Dior/Louis Vuitton Moët Hennessy (LVMH) tätig (16,5 Mrd. EUR Umsatz).

Diese Karriere ist insofern ungewöhnlich, weil bisher nur wenige Deutschen an die Spitze eines französischen Luxusgüterkonzernes gelangt sind. Lahrs hatte zuvor auch schon für die beiden französischen Luxusmarken Cartier und Louis Vitton gearbeitet.

Lahrs sagte weiter, Boss sei exzellent aufgestellt und weltweit bekannt und respektiert. "Es gibt wenige deutsche Marken, die weltweit diese Akzeptanz genießen. " Der Modehersteller sei in den letzten Jahren immer schneller gewachsen als der Markt. "Der Prestigemarkt hat eine deutlich höhere Wachstumsdynamik. "

Nach dem Rücktritt von Sälzer will der in Bielefeld geborene 44-jährige zweifache Familienvater das schwäbische Unternehmen aus den Schlagzeilen bringen. Bei Hugo Boss ist er kein Unbekannter. Vor fünf Jahren war er als Kandidat für einen Vorstandsposten im Bereich Vertrieb im Gespräch.

Boss-Aufsichtsratschef Giuseppe Vita sagte, Lahrs sei eine Idealbesetzung. Mit seiner internationalen Erfahrung in der Markenführung im Premium- und Luxussegment der Branche bringe er alle Managementvoraussetzungen mit.

Auch Betriebsratschef Antonio Simina betonte, Lahrs sei der richtige Mann. Er bringe sehr viel Erfahrung mit. Auch in Asien und Amerika. "Dort wo wir etwas schwächer sind. " Finanzinvestor Permira hatte angekündigt, dass der Modehersteller verstärkt in Asien investieren solle, vor allem in den Vertrieb und in die Eröffnung weiterer Läden. Permira geht davon aus, dass der Modemarkt weltweit jährlich um 7 bis 8 Prozent zulegt. Von Hugo Boss erwartet Permira ein Wachstum oberhalb dieser Marke.

Die Hugo-Boss-Mutter Valentino aus Italien war vergangenes Jahr von dem Finanzinvestor geschluckt worden. Lahrs Vorgänger, Sälzer, hatte vor allem die vor kurzem auf der Hauptversammlung beschlossene Sonderausschüttung nicht mittragen wollen.
SÜDWEST PRESSE,17.05.2008

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Letzte Änderung: 17.05.2008