Kämpferin für benachteiligte Kinder

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04.06.2008 Tina Witkowski aus Halle bekommt den "Prix Courage " und ist die Frau des Jahres 2007

Sie kümmert sich in Halle um sozial benachteiligte Kinder. Für ihr Engagement hat das ZDF Tina Witkowski zur "Frau des Jahres 2007 " gekürt.
Kahuza. Kahuza ist kein japanischer Kampfsport, es ist der Name eines Kinderhilfevereins in Halle. Kopf und Gründerin des Vereins ist Tina Witkowski. Die 43-Jährige ist nicht nur "Mutter " von 50 Kindern im Baumhaus Kahuza, sie ist auch "Frau des Jahres 2007 " und mit dem "Prix Courage " des ZDF-Magazins Mona Lisa ausgezeichnet worden.

Kinder aus sozial benachteiligten Familien finden im Baumhaus in der 230 000-Einwohner-Stadt in Sachsen-Anhalt Zuflucht und ein Stück zu Hause. "An verschiedenen Stellen wird armen Kindern zwar geholfen, bei uns gibt es aber alles aus einer Hand ", sagt Witkowski. Die Kinder bekommen ein warmes Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung, können draußen oder drinnen spielen. Wenn sie nichts zum Anziehen haben, können sie einen Pullover oder eine Jacke aus der Kleiderkammer mitnehmen.

"Ich konnte das Gejammer, dass unbedingt etwas für die Kinder getan werden muss, nicht mehr hören ", sagt Witkowski und fing vor drei Jahren in einem leerstehenden Haus mit der Kinderbetreuung von morgens acht bis abends sieben Uhr einfach an. Im September 2007 kam die Kündigung, das Projekt stand vor dem Aus. "Frau Witkowski kann kämpfen ", sagt Andreas Wilhelm, Ressortleiter im Jugendamt der Stadt Halle. Und reden kann sie auch, Witkowski ist hauptberufliche Trauerrednerin. Sie kämpft und spricht, im März ist das Baumhaus in eine alte Schule umgezogen, die gerade komplett umgebaut wird.

Finanziert wird alles durch Spenden von Bürgern und Unternehmen. "Ein Handwerksbetrieb hat uns die Sanitäranlagen eingebaut, wir machen auch viel selbst ", sagt Witkowski, die ihren Mann und erwachsenen Sohn gern einspannt. Auch das tägliche Mittagessen ist gespendet, eine Fleischerei liefert seit langem Fleisch und Wurst.

"Die Kinder werden nicht nur versorgt, sie sollen eine Zukunft bekommen. Wir wollen verhindern, dass sie zwangsläufig in der Lernbehindertenschule landen ", sagt Witkowski. Vier Fachkräfte, Lehrerinnen, Sporttrainer und Sozialarbeiter, helfen bei Hausaufgaben und sorgen für Bewegung, sie werden von der Stadt und der örtlichen Arbeitsagentur mitbezahlt.

Auch Witkowski ist immer in Bewegung. Nur kurz war sie in München, um den Preis von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen entgegenzunehmen. Dann wollte sie zurück zu den Kindern.

SÜDWEST PRESSE,04.06.2008

Letzte Änderung: 04.06.2008