Rau gibt ein paar Millionen

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14.06.2008 G8-Bildungsplan bleibt - Hausaufgabenbetreuung soll verstärkt werden

Das Turbogymnasium G8 wird reformiert - aber in kleinsten Schritten. Stundentafel und Bildungsplan bleiben unverändert, stattdessen gibt es Geld und Planstellen für die nachmittägliche Hausaufgabenhilfe.
Die wichtigste Neuerung, die ab Herbst in den Gymnasien des Landes greift, ist die Hausaufgabenbetreuung. Jedes Gymnasium bekommt dazu fünf Lehrerstunden zur Koordinierung der Hausaufgabenbetreuung, die nicht zwangsläufig durch die Lehrkräfte selbst erfolgt. Hinzu kommt ein Budget von landesweit rund fünf Millionen Euro, aus dem die Betreuer, zum Beispiel Schüler der Oberstufe, entlohnt werden, gab Kultusminister Helmut Rau (CDU) bekannt.

"Die geplante Hausaufgabenbetreuung ist reine Kosmetik ", sagte SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel. "Pro Schüler bleiben 15 bis 20 Cent übrig. " Auch Lehrergewerkschaft GEW kritisiert bereits: Warum nur die Gymnasien und nicht auch andere Schulen? Die Hausaufgabenbetreuung wird möglicherweise den Trend zur Ganztagesschule verstärken. Sah die Landesregierung zunächst noch ein Limit von etwa 40 Prozent aller Schulen, gilt diese Quote nun nicht mehr. Selbst wenn alle Schulen im Land den Ganztagesbetrieb wünschten, werde er gewährt.

Minister Rau will, dass die neuen, bereits auf G8 abgestimmten Bildungspläne zügig angewendet werden. Damit das endlich auch überall passiert, gibt es am 23. Juni eine "Dienstbesprechung " zwischen Rau und den Regierungspräsidien, die ihrer Kontrollpflicht mehr als bislang nachkommen sollen.

Die Schulzeitverkürzung auf acht Jahre geht mit erheblichen Veränderungen in den Schulen einher, aber nicht jeder Fachbereich und jeder Lehrer haben dies als selbstverständlich empfunden. Wo früher die Stoffvermittlung im Vordergrund stand, ist es jetzt die Vermittlung von Kompetenzen, auf die die nicht ganz neuen Bildungspläne bereits eingestellt sind. Eine "Entrümpelung ", wie sie einst Ministerpräsident Günther Oettinger gefordert hatte, wird es nicht geben. "In unseren Bildungsplänen gibt es kein Gerümpel ", wiederholte Rau.

Auch andere Forderungen des Philologenverbandes und mancher Eltern wie der nach kleineren Klassen kommt das Kultusministerium vorerst nicht nach. Auf die bestehende Regelung, bei Nachmittagsunterricht keine Hausaufgaben für den folgenden Tag zu geben, verweist Rau aber ausdrücklich. Angesichts einer Wochenstundenzahl von maximal 32 Unterrichtsstunden in den Klassen fünf und sechs sei ohnehin nur einmal pro Woche Nachmittagsunterricht notwendig. Und noch einen alten Missstand spricht Rau an: Die Klassenarbeiten sollten über das ganze Schuljahr verteilt und nicht konzentriert werden.

Keine Veränderung auch bei der Stundenzahl, es bleibt bei 260 Fächerstunden plus zehn zusätzlichen so genannten Poolstunden. Davon kann die Hälfte in den unteren Klassen für spezielle Lerngruppen genutzt werden, die anderen fünf bleiben für freie Angebote. Abrüsten will Rau bei den ausführlichen Hausarbeiten, den "GFS ". Die sollten die Dimension einer Klassenarbeit nicht sprengen.

Am kommenden Dienstag wird die CDU-Fraktion über das Maßnahmenbündel debattieren, die Schulpolitiker der FDP haben es bereits abgenickt, am 23. Juni wird es das Kabinett tun.

SÜDWEST PRESSE;14.06.2008

Letzte Änderung: 14.06.2008