"Gleiche Arbeit - gleiches Geld "

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28.08.2008 fordert die IG Metall für Zeitarbeitnehmer. Die Entleihfirma Manpower setzt dies jetzt in die Praxis um - zumindest bei ihren Facharbeitern und Ingenieuren.

Der Mangel an Facharbeitern und Ingenieuren beschäftigt mehr und mehr auch die Zeitarbeitsunternehmen. Auch hier sind hoch qualifizierte Spezialisten immer stärker gefragt. Dem Wettbewerb in der Branche, aber auch der Nachfrage der Entleihfirmen, versucht das Unternehmen Manpower Deutschland jetzt mit einem neuen Modell zu begegnen: Seit Anfang Juli vermittelt sie Zeitarbeitskräfte, die nicht nur das gleiche Geld wie fest angestellte Mitarbeiter erhalten, sondern weitgehend auch alle Zusatzleistungen.

"Equal Treatment ", gleiche Behandlung, nennt sich das Modell. Die IG Metall, die seit Herbst 2007 mit einer Kampagne auf gleiche Bezahlung von Zeitarbeitnehmern dringt, begrüßt dies, beklagt aber zugleich, dass bei einfacher Tätigkeit die Bezahlung unter den für die Zeitarbeit vereinbarten Tarifen gedrückt wird, auch von Manpower.

Tatsächlich handelt es sich derzeit noch um eine kleine Gruppe von Spezialisten, die von Manpower über die neue Tochter "Equal Treatment " vermittelt werden. 200 bis 300 Arbeitnehmer werden dort seit Anfang Juli beschäftigt, sagt Manpower-Geschäftsführer Thomas Reitz: "Vor allem mittelständische Unternehmen sind auf der Suche nach Top-Leuten. " Zeitarbeitnehmer müssten heute nicht unbedingt billiger, dafür aber hoch qualifiziert und hoch motiviert sein. "Eine schnelle Überlassung mit der richtigen Qualifikation ist den Unternehmen wichtiger als ein günstiger Stundenverrechnungssatz. "

Den Firmen geht es aber auch um den sozialen Frieden: Streitigkeiten unter den Beschäftigen im Blick auf Geld und andere Leistungen sollen vermieden werden. Also wird Experten und Ingenieure eine Gleichbehandlung mit fest angestellten Kollegen nicht nur beim Gehalt, sondern auch bei Sonderzahlungen, Sachleistungen, bei der Arbeitszeit, bei Urlaub, möglicherweise auch bei der betrieblichen Altersvorsorge zugestanden. Geklärt werden muss dies im Detail zwischen Manpower und dem Unternehmen, das Ingenieure oder Experten erst einmal auf Zeit anheuert.

Manpower reagiert auch auf einen Vorschlag der EU-Arbeitsminister. Danach sollen die wesentlichen Beschäftigungsbedingungen der Zeitarbeitnehmer während der Überlassung den Bedingungen entsprechen, wenn sie fest angestellt wären. Freilich: Auch Abweichungen nach unten sollen möglich sein. Wann eine entsprechende Richtlinie kommt ist allerdings noch offen.

Die IG Metall wünscht sich eine Ausdehnung auch auf andere Gruppen von Zeitarbeitnehmern. Generell wächst die Einsicht, dass Zeitarbeiter nicht mehr nur als billige Arbeitskräfte für Auftragsspitzen eingesetzt werden. Seit 2003 gibt es zwischen den DGB-Gewerkschaften und dem Bundesverband Zeitarbeit und dem Interessenverband deutscher Zeitarbeitsunternehmen (IGZ) einen Tarifvertrag. Daneben wurden weitere Vereinbarungen unter anderem mit der Christlichen Gewerkschaft Zeitarbeit PSA geschlossen, die zum Teil schlechtere Bedingungen vorsehen. Immerhin arbeiten heute etwa 95 Prozent aller etwa 700 000 Zeitarbeitskräfte auf der Basis eines Tarifvertrags.

Trotzdem werden noch viele Zeitarbeitnehmer schlechter bezahlt als die Stammbelegschaft. Die IG Metall hat seit vergangenem Oktober etliche Vereinbarungen auf der Basis "Gleiche Arbeit - gleiches Geld " für Zeitarbeitnehmer auf den Weg gebracht.

SÜDWEST PRESSE,28.08.2008

Letzte Änderung: 28.08.2008