Frauen in der Elektroindustrie

Vorschaubild

28.10.2008 Der Beschäftigungswandel in der deutschen Elektroindustrie

Keine gigantischen Zahlen und Fakten, sondern eine schleichende Abwärtsspirale! Das kennzeichnet die Entwicklung der Frauenbeschäftigung in der Elektroindustrie.

1. Die Elektroindustrie ist für die industrielle Frauenbeschäftigung sehr bedeutsam - Frauen sind vom Abbau stärker betroffen
2006 gab es in der deutschen Elektroindustrie 1,26 Mio. sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Der Umsatz lag bei 165 Mrd. Euro. Damit gehört sie in Deutschland unter beschäftigungspolitischen Aspekten zu den wichtigsten Industrien. Ca. 886 Tsd. Männer (etwa zwei Drittel) und 373 Tsd. Frauen (ein Drittel) sind in sozialversicherungspflichtigen Voll- und Teilzeitarbeitsverhältnissen beschäftigt. In dem kurzen Zeitraum von nur zwei Jahren (2004-2006) sind über 23 Tsd. Stellen abgebaut worden. Knapp 40 Prozent (9.217 Stellen) davon gingen zu Lasten der Frauen.

2. Schwerpunkte der Frauenbeschäftigung
Die Elektroindustrie umfasst insgesamt 13 Wirtschaftszweige. Gut die Hälfte (56 Prozent) der beschäftigten Frauen arbeiten in den drei folgenden Wirtschaftszweigen:
• 29 Prozent (110.749 Personen) sind der Herstellung von Geräten der Elektrizitätserzeugung, -verteilung u.ä.,
17 Prozent (63.749 Personen) der Herstellung von Rundfunk-, Fernseh- und Nachrichtentechnik
sowie 10 Prozent (36.101 Personen) der Herstellung elektrischer Ausrüstungen
zuzurechnen. Rang vier und fünf mit jeweils 9 Prozent nehmen die Wirtschaftszweige Herstellung von Elektromotoren, Generatoren und Transformatoren und Herstellung von elektronischen Bauelementen ein. Bei der Beschäftigung von Männern rangieren die beiden letztgenannten Wirtschaftszweige auf Platz drei und fünf.

3. Zunehmende Teilzeitbeschäftigung - eine Frauendomäne
Zwei Drittel der Teilzeitbeschäftigten in der Elektroindustrie sind Frauen - im Jahr 2006 sind dies knapp 60 Tsd. Personen. Die Teilzeitbeschäftigung ist von 2004 bis 2006 um ca. 6 Tsd. Stellen gestiegen. Über 40 Prozent davon (2.334 Stellen) entfallen auf weibliche Beschäftigte.
Die Ungleichheit der Situation und Entwicklungen zwischen den Geschlechtern zeigt sich bei der Teilzeitquote (Anteil an der Gesamtzahl der Beschäftigten). Bei den männlichen Beschäftigten ist sie von 2,6 Prozent auf 3,1 Prozent gestiegen Bei den Frauen von 17,6 Prozent auf 19,1 Prozent.
Teilzeitbeschäftigung ist unterschiedlich verbreitet. In der gesamten Elektroindustrie liegt die Teilzeitquote im Jahresdurchschnitt 2006 bei 6,8 Prozent (Männer 3,1 Prozent; Frauen 19,1Prozent).
In der Herstellung von Geräten der Elektrizitätserzeugung, -verteilung u, ä. beträgt 2006 die der Männer 3,3 Prozent und die der Frauen 17,3 Prozent.
Im Wirtschaftszweig Herstellung von Rundfunk-, Fernseh- und Nachrichtentechnik liegt die Teilzeitquote der Frauen 2006 bei 13 Prozent und die der Männer lediglich bei 2,3 Prozent.
In der Herstellung elektrischer Ausrüstungen beträgt die Frauen-Teilzeitquote 22,8 Prozent, und die der Männer 5,3 Prozent.

4. Entwicklungen verschärfen die ungleiche Geschlechtersituation
Die Beschäftigungsentwicklung ist in den für die Frauenbeschäftigung wichtigsten Wirtschaftszweigen differenziert.
Der Abbau von Stellen ist in der Herstellung von Geräten der Elektrizitätserzeugung, -verteilung u.ä. mit fast 17 Tsd. Stellen sowie im Wirtschaftszweig Herstellung elektrischer Ausrüstungen mit ca. 2.700 Stellen sehr deutlich. Dagegen gibt es in der Herstellung von Rundfunk-, Fernseh- und Nachrichtentechnik 8.206 Stellen mehr im Zeitraum 2004 bis 2006.
Vom Abbau sind die weiblichen Beschäftigten stärker betroffen. Fast 35 Prozent (5.904 Stellen) der abgebauten Stellen in der Herstellung von Geräten der Elektrizitätserzeugung, -verteilung u.ä. und fast 40 Prozent (1.065 Stellen) in der Herstellung elektrischer Ausrüstungen betreffen Frauen. Von den Zuwächsen in der Herstellung von Rundfunk-, Fernseh- und Nachrichtentechnik profitieren die weiblichen Beschäftigten jedoch nur zu 25 Prozent (2.087 Stellen). Und dieser Anstieg ist im Wesentlichen auf mehr Teilzeitbeschäftigung zurückzuführen. Insgesamt 818 Stellen.

5. Die Altersstruktur der Belegschaften ist hoch und der weibliche Nachwuchs fehlt
Die Alterstruktur der Beschäftigten in der Elektroindustrie weist einen hohen Altersdurchschnitt auf. Fast 38 Prozent sind 45 Jahre und älter. Nicht einmal 10 Prozent sind jünger als 24 Jahre. Eine geschlechtsspezifische Betrachtung der Alterstruktur zeigt: Insbesondere in den Beschäftigtengruppen bis 35 Jahre sind die weiblichen Beschäftigten nur in geringerem Maße vertreten
6. Die befristete Beschäftigung hat stetig zugenommen
2004 lag der Anteil der befristet Beschäftigten an der Gesamtbeschäftigung bei den Männern noch bei 7,4 Prozent und bei den Frauen bei 3,9 Prozent. Bis zum Ende des Jahres 2006 stiegen diese Werte auf 10,6 Prozent (Männer) bzw. 4,9 Prozent (Frauen) an. In absoluten Zahlen ausgedrückt: Von den 895.000 im Jahr 2006 beschäftigten Männern arbeiten 95.000 in befristeter Beschäftigung. Das entspricht einem Plus innerhalb von zwei Jahren von 26.000 Stellen bzw. 37,8 Prozent! Unbefristete Beschäftigungsverhältnisse nehmen in der Elektroindustrie zugunsten befristeter Stellen kontinuierlich ab. Dieser Trend ist bislang bei den männlichen Beschäftigten ausgeprägter als bei den Frauen.

7. Die Minijobs in der Elektroindustrie - leichte Zunahme
Die Minijobs sind mit ca. 34 Tsd. Stellen - dies entspricht einem Anteil von 2,7 Prozent - gering verbreitet. Von einem Boom wie in der Gesamtwirtschaft kann nicht gesprochen werden. Eine geschlechtsspezifische Betrachtung zeigt, dass knapp 2 Prozent der männlichen Beschäftigten und 4,7 Prozent der weiblichen Beschäftigten einen Minijob haben. Die Altersverteilung der Minijobber/innen zeigt deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede. Der Anteil der Männer ist in der Berufseinstiegsphase (oder auch bei den Werkstudenten) und in der Altersgruppe ab 60 Jahre höher als bei den Frauen. Während die weiblichen Beschäftigten in der rush hour of life - also zwischen 30 und 45 Jahren - in den Minijobs tätig sind.

8. Die Midijobs in der Elektroindustrie - Frauen stärker vertreten
In dem Zeitraum 2004 - 2006 sind die Midijobs in der Elektroindustrie um knapp 3 Tsd. Stellen gestiegen. Über die Hälfte davon (1.714 Stellen) entfällt auf weibliche Beschäftigte. Die Zuwächse sind überproportional in den Midijobs der Gleitzone zu verzeichnen. Insgesamt gibt es im Jahresdurchschnitt 11.013 Midijobstellen. Davon entfallen auf Männer 5.355 Stellen und 6.558 Stellen auf weibliche Beschäftigte. Dies entspricht 1,8 Prozent aller weiblichen Beschäftigten der Elektroindustrie.

9. Leiharbeit in der Elektroindustrie - starke Zunahme
Die Leih- oder Zeitarbeit ist in den letzten Jahren in der Metall- und Elektroindustrie kräftig gewachsen. Mitte 2007 wurden in der Metall- und Elektroindustrie rund 215.000 Tsd. Beschäftigte als Leiharbeitnehmer/innen eingesetzt, 40.000 Tsd. mehr als im Vorjahr. Frauen nehmen ein Viertel aller Plätze ein. Ihr Anteil ist im Zeitraum von 1995 (18,5 Prozent) bis zum Jahr 2007 auf25 Prozent kontinuierlich gestiegen. Die Leih- oder Zeitarbeit gewinnt für die Beschäftigungslage von Frauen an Bedeutung. Dies zeigt sich bereits heute bei den jüngeren Zeitarbeiter/innen. Bis zu einem Alter von 35 Jahren stellen die Frauen schon heute die Mehrheit.

Atypische Beschäftigung der Frauen in der Elektroindustrie
Zusammenfassend ist festzuhalten
9,1 Prozent aller weiblichen Beschäftigten in der Elektroindustrie arbeiten 2006 in Teilzeit
4,9 Prozent aller weiblichen Beschäftigten haben ein befristetes Arbeitsverhältnis
1,8 Prozent aller weiblichen Beschäftigten der Elektroindustrie sind in einem Midijob tätig
4,7 Prozent der weiblichen Beschäftigten in einem Minijob

Leiharbeit ist in der Elektroindustrie weit verbreitet

Letzte Änderung: 28.10.2008