Verhandlungsmarathon in Sindelfingen

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12.11.2008 Tarifstreit in der Metallindustrie

Im Tarifkonflikt in der Metallindustrie zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften in Baden-Württemberg steht auch nach Marathon-Gesprächen eine Einigung immer noch aus. Trotz Zuversicht im Arbeitgeberlager bezeichnete ein Gewerkschaftssprecher die Verhandlungen nach wie vor als schwierig. Die Delegationen hatten während der Gespräche in Sindelfingen nur ab und zu direkten Kontakt und berieten sich vorwiegend in ihren eigenen Gremien. Zur Unterstützung hatte die IG Metall ihren Vorsitzenden Berthold Huber zur Seite. Südwestmetall ließ sich von Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser beraten.

Erster Streik seit sechs Jahren?

Kommt es zu einem Durchbruch, wäre der erste Streik seit sechs Jahren in der deutschen Schlüsselbranche mit 3,6 Millionen Beschäftigten noch in letzter Sekunde abgewendet. Nach Angaben aus Verhandlungskreisen umfasst ein möglicher Abschluss eine zweistufige Einkommenserhöhung, eine Einmalzahlung und eine längere Laufzeit als die von der Gewerkschaft zunächst geforderten zwölf Monate. Außerdem sollen Unternehmen mit wirtschaftlichen Problemen einzelne Teile des künftigen Tarifvertrages flexibel gestalten dürfen.

Skepsis zu Beginn des Treffens

Ursprünglich hatte die IG Metall acht Prozent mehr Entgelt gefordert - die höchste Forderung seit 16 Jahren. Der Arbeitgeberverband Südwestmetall hatte mit Blick auf die schwierige wirtschaftliche Lage der Branche 2,1 Prozent mehr Lohn und Gehalt für 2009 plus Einmalzahlungen angeboten. Zu Beginn des Treffens am Dienstagnachmittag hatten sich die Verhandlungsführer sehr skeptisch geäußert und die Wahrscheinlichkeit für einen Durchbruch unter 50 Prozent geschätzt.

Würden die Bemühungen um eine Lösung doch noch scheitern, könnte ein Streik bereits am 17. November beginnen. Der Ausgang der Verhandlungen soll heute von den Großen Tarifkommissionen in allen sieben IG-Metall-Bezirken besprochen und bewertet werden. Sie können beim IG Metall-Vorstand beantragen, die Verhandlungen für gescheitert zu erklären und eine Urabstimmung über einen Streik einzuleiten.

Sollte im Pilottarifbezirk Baden-Württemberg ein Kompromiss gelingen, dürfte dieser auch in den anderen Tarifgebieten übernommen werden. Seit der Wiedervereinigung sind sieben der zwölf Abschlüsse für die Branche im Südwesten verabredet worden.

Die Metall- und Elektroindustrie gilt als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Nach Angaben des Verbands Gesamtmetall erwirtschafteten die knapp 23.000 Betriebe 2007 einen Umsatz von zusammen 947 Milliarden Euro.

tagesschau,12.11.2008

Letzte Änderung: 12.11.2008