Metaller schmieden Job-Bündnis

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30.01.2009 Die Tarifparteien wollen möglichst viele Jobs retten, alle können sie nicht erhalten. Bei Man-Roland läuft der Stellenabbau schon

Frankfurt. In der Krise rücken Gewerkschafter und Arbeitgeber in der Metallbranche zusammen - jedenfalls in manchen Regionen. Die hessische IG Metall und der Arbeitgeberverband Hessenmetall haben in einer Pressekonferenz ihren Willen bekundet, gemeinsam für den Erhalt von Arbeitsplätzen und Unternehmen zu kämpfen.

Man wolle ein "Signal der Hoffnung" aussenden, sagte Volker Fasbender, Hauptgeschäftsführer von Hessenmetall. Betrieben in Schwierigkeiten solle möglichst schnell geholfen werden, versprach Hessens IG-Metall-Chef Armin Schild. Damit dies klappt, wollen Fasbender und Schild notfalls selbst eingreifen, wenn sich Arbeitnehmer und Management in einem Betrieb verkeilt haben. Schild sprach von einer "freiwilligen Selbstverpflichtung" der Tarifparteien, alles zu tun, um Arbeitsplätze zu sichern.
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Der Gewerkschafter erwartet, dass in nächster Zeit "weit über die Hälfte" aller hessischen Metall-Unternehmen Kurzarbeit beantragen müssen. Um Kündigungen zu vermeiden, stehe zudem ein "Werkzeugkasten Rezessionsmanagement" bereit. Gemeint sind Einschnitte, die laut Tarifvertrag erlaubt sind. So können kriselnde Firmen mit ihrem Betriebsrat beschließen, die für Mai vereinbarte Lohnerhöhung von 2,1 Prozent zu verschieben. Um Beschäftigung zu sichern, können sie auch die Arbeitszeit um fünf Wochenstunden senken und die Löhne entsprechend kürzen. Allein dadurch spare ein Unternehmen mit 100 Beschäftigten und einer Lohnsumme von 5,5 Millionen Euro fast 800 000 Euro, betont Fasbender. Weitere Einschnitte zum Joberhalt sind möglich, wenn die Gewerkschaft ihren Segen gibt. All dies wird nicht ohne Konflikte abgehen, das ist allen klar. Schild verspricht aber, die "Prozesse notfalls zu beschleunigen".

In Bayern sind die Metaller einen Schritt weiter gegangen und haben ein Dreierbündnis mit der Politik geschmiedet. IG Metall, der Arbeitgeberverband VBM und das bayerische Wirtschaftsministerium vereinbarten eine enge Kooperation, um Jobs zu erhalten. Dazu sei eine Task Force eingerichtet worden, die Informationen austauscht, erklärt IG-Metall-Sprecher Matthias Jena. Die Leute prüften, ob die Tarifparteien etwas tun können oder ob beispielsweise eine staatliche Bürgschaft nötig sei. Seine Gewerkschaft habe bereits eine Liste mit zehn Firmen an das Wirtschaftsministerium weitergeleitet mit der Bitte abzuklären, ob Hilfen möglich sind. Die Task Force soll vor allem kleine und mittlere Betriebe unterstützen, die oft keinen Draht zur Politik und wenig Erfahrung mit Krisenmanagement haben. Schaeffler spiele dabei keine Rolle.

Auf Bundesebene ist der Versuch der Metall-Tarifparteien, sich auf eine Job-Erklärung zu verständigen, im Dezember gescheitert. Ein neuer Anlauf sei nicht ausgeschlossen, sagte eine Sprecherin. Jedenfalls benennt die Gewerkschaft bereits jetzt in Eigenregie in allen sieben Bezirken und in ihrer Zentrale Krisenmanager, die Betriebsräte beraten können. Dabei würden auch externe Experten einbezogen, betonte die Sprecherin. Im Februar soll der Krisenstab voll arbeitsfähig sein.

Artikel aus der FR vom 30.1.2009

Letzte Änderung: 30.01.2009