Wie geht es bei Märklin weiter?

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05.02.2009 Die Beschäftigten des Pleite gegangenen Modellbahnherstellers Märklin in Göppingen sollen heute auf einer Betriebsversammlung über die Zukunft des Unternehmens informiert werden.

Für Prognosen sei es aber noch zu früh, sagte Insolvenzverwalter Michael Pluta.
Zuerst müsse ein Sanierungsplan für Märklin erarbeitet werden. Märklin sei eine starke Marke und habe deshalb am Markt auch immer Chancen, so Pluta weiter. Die rund 650 Mitarbeiter in Göppingen warten immer noch auf ihr Januargehalt. Ihnen steht jetzt bis Ende März Insolvenzgeld zu. Geschäftsbetrieb und Produktion sollen fortgeführt werden.

Modelle und Ersatzteile werden weiter geliefert

Insolvenzverwalter Pluta will gleichzeitig auf der in Nürnberg beginnenden Spielwarenmesse den Kunden erklären, wie es weitergeht. Die Lieferung der Märklin-Modelle und auch die Ersatzteilversorgung für die Sammler seien gesichert, sagte er.

Märklin hatte gestern beim Amtsgericht Göppingen Insolvenz angemeldet. Die beiden Hausbanken, die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und die Kreisparkasse Göppingen, hatten zuvor weitere Kredite abgelehnt.

Das Unternehmen beschäftigt derzeit insgesamt 1.300 Mitarbeiter, berichtete Insolvenzverwalter Pluta. Neben Göppingen sind in Deutschland noch rund 60 Mitarbeiter in Nürnberg betroffen. Dazu unterhält das Unternehmen auch Produktionsanlagen in Györ (Ungarn), wo 600 Menschen beschäftigt sind. Das Werk ist laut Pluta eine selbständige Firma und nicht von der Insolvenz betroffen.

Kritik an Geschäftspolitik?

Nach Zeitungsberichten soll die Kreissparkasse Göppingen mit der Geschäftspolitik der Finanzinvestoren Kingsbridge und Goldman Sachs nicht einverstanden sein. Sie hatten Märklin vor gut drei Jahren gekauft. Das berichtete die "Südwest Presse" (Mittwochsausgabe) und bezieht sich dabei auf Finanzkreise. Die Bank moniere vor allem die häufigen Geschäftsführerwechsel und die teuren Beratungsgesellschaften. Dem Bericht zufolge verbuchte die Kreissparkasse 2008 wegen Märklin rund 4,5 Millionen Euro an Wertberichtigungen.

Restrukturierungsprozess ohne gewünschte Wirkung

Produktion von Elektrolokomotiven

Das einstige Familienunternehmen ist seit 2006 im Besitz der Beteiligungsgesellschaften Kingsbridge Capital und Goldman Sachs. In den vergangenen Jahren wurde versucht, dass Unternehmen zu sanieren. Die Maßnahmen, die in einem intensiven Restrukturierungsprozess umgesetzt wurden, hätten sich nicht in dem ursprünglich geplanten Kosten- und Zeitrahmen ausgewirkt, erklärte Geschäftsführer Dietmar Mundil.

Märklin habe in seinem Kerngeschäft zuletzt erfolgreich gewirtschaftet: Der Umsatz sei im abgelaufenen Geschäftsjahr trotz schwieriger Wirtschaftssituation leicht gesteigert worden. Die Erlöse betrugen demnach rund 128 Millionen Euro. Im Jahr 2007 betrugen die Erlöse früheren Angaben zufolge 126 Millionen Euro.

Märklin mit Sitz im schwäbischen Göppingen stellt seit 150 Jahren Modelleisenbahnen her.

tagesschau,swr 05.02.2009

Letzte Änderung: 05.02.2009