Die Instrumente sind da

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07.02.2009 IG Metall-Bezirksleiter Hofmann: 2009 muss kein Jahr der Entlassungen werden

Die Vorzeichen für das Jahr 2009 sind denkbar ungünstig. Dennoch glaubt der Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg, Jörg Hofmann, dass eine Entlassungswelle verhindert werden kann und muss.

Der Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg, Jörg Hofmann und der Reutlinger IG Metallchef Gert Bauer sind sich angesichts der Krise einig: Betriebsbedingte Kündigungen müssen unbedingt vermieden werden. Bild: Haas
Reutlingen. Alle zwei Jahre besucht der Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg die einzelnen Verwaltungsstellen, gestern war Jörg Hofmann wieder einmal in Reutlingen. Morgens verschaffte er sich bei Bosch, dem größten gewerblichen Arbeitgeber der Region, einen Überblick über die aktuelle Situation, nachmittags gab er beim Pressegespräch gemeinsam mit dem Reutlinger IG Metall-Chef Gert Bauer eine kurze Einschätzung der wirtschaftlichen Lage.

Und die sieht bei Bosch ganz ähnlich aus wie bei anderen Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie: "Wir beobachten gegenüber dem Vorjahr Auftragseinbrüche von gut ein Drittel über alle Branchen hinweg", so Hofmann. Lediglich im Maschinenbau gebe es einige wenige Ausnahmen, dort, wo noch hohe Auftragsbestände aus dem Vorjahr abgearbeitet werden könnten. "Es gibt ganz wenig Betriebe ohne Einbrüche. Fast alle fahren Kurzarbeit oder stehen kurz davor", ergänzte Gert Bauer. So wolle auch die Firma Wafios ab 1. März kurzarbeiten und bei Bosch werde man die gedrosselte Produktion voraussichtlich länger als die geplanten sechs Monate fahren.

Auf der Beschäftigungsseite, so der Bezirksleiter, sei 2008 ein überaus erfreuliches Jahr gewesen: "Wir hatten ein Plus von mehr als vier Prozent". Das Ziel für 2009 sei nun die Sicherung der Beschäftigung. Er erinnerte an die Krise 1993/94, als die Unternehmen vorschnell mit Entlassungen und Abbau von Ausbildungsplätzen reagierten und danach jahrelang händeringend nach Fachkräften gesucht hätten. Diese Fehler gelte es nun zu verhindern.

"Wie kann man das Jahr 2009 so gestalten, dass es kein Jahr von Entlassung wird?", fragte Hofmann und gab die Antwort gleich selbst: "Die Instrumente dafür sind vorhanden", erinnerte er an Arbeitszeitkonten, Beschäftigungssicherungs-Tarifverträge und Regelungen für Kurzarbeit. Die Arbeitgeberseite habe genügend Flexibilisierungsmöglichkeiten, um das Jahr ohne Entlassungen durchstehen zu können, zeigte sich der Gewerkschaftsfunktionär überzeugt.

Auch die "viel gescholtene Abwrack-Prämie" wirke, berichtete Hofmann und könne für die Zuliefererindustrie einen Stabilisator darstellen. Dennoch sieht er bereits große Verlierer. "Wir haben eine Zwei-Klassen-Gesellschaft", kam er auf die Leiharbeiter zu sprechen, die jetzt ohne Perspektive auf den Arbeitsmarkt gespült wurden. Bis Mitte 2008 galten sie in den Arbeitsagenturen noch als "Jobwunder", kritisierte er. Auch in Reutlingen. Insgesamt sei die Krise in der Region aber noch eine eher hypothetische Geschichte, meinte Hofmann, das zeige ein Gang durch die Fußgängerzone.

Die Angst vor dem Arbeitsplatzverlust gehe aber schon um, wusste Bauer. "Wenn die ersten Entlassungen kommen, dann verstärkt sich das massiv". Dabei sind die ersten Entlassungen bereits da: Bei Ceratizit in Dettingen, SFR Formenbau in Betzingen, und Ruwel in Pfullingen hat Insolvenz angemeldet.

südwest presse, 05.02.2009

Letzte Änderung: 07.02.2009