Immer mehr Frauen sind erwerbstätig -

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21.02.2009 aber mit kürzeren Wochenarbeitszeiten (Folge 3)

Ehe und Kinder führen zu kurzen Arbeitszeiten von Frauen

Ehe und Kinder üben weiterhin einen maßgeblichen Einfluss auf die Erwerbstätigkeit und die Arbeitszeit von Frauen aus. Mehr als die Hälfte aller abhängig und in Teilzeit beschäftigten Frauen in Deutschland geben als Grund für die Teilzeitarbeit familiäre oder persönliche Verpflichtungen an (60% in Westdeutschland, 20% in Ostdeutschland). Während die Erwerbstätigkeit verheirateter Frauen und Mütter in den letzten Jahren weiter zugenommen hat (statistisch ist dies allein auf die Zunahme der Erwerbstätigkeit von verheirateten Frauen und Frauen mit Kindern in Westdeutschland zurückzuführen), ist bei den effektiv geleisteten Arbeitszeiten ein Rückgang der durchschnittlichen Stundenanzahl für dieselben Personengruppen festzustellen.

Diese gegenläufige Entwicklung wird in Tabelle 3 für alle Erwerbstätigen differenziert nach Fa-milienstatus für Ost- und Westdeutschland ausgewiesen. Festzustellen ist, dass sich zwar -
betrachtet man Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigte zusammen - entsprechend dem oben skizzierten Gesamttrend die Arbeitszeiten aller untersuchten Personengruppen im Beobachtungszeitraum reduziert haben, doch die stärksten Rückgänge bei den Frauen zu beobachten sind, und zwar in Ostdeutschland noch stärker als in Westdeutschland.

Dabei sind die Effekte für verheiratete Frauen am stärksten ausgeprägt - 2006 arbeiteten sie im Mittel 1,6 Stunden weniger als 2001. Demgegenüber arbeiten verheiratete Männer im Schnitt länger als unverheiratete, und der Unter-schied zwischen beiden Gruppen ist im Beobachtungszeitraum größer geworden.
Noch deutlicher wird die Geschlechterspezifik der durchschnittlich geleisteten Arbeitszeiten, wenn man Frauen mit und ohne Kinder mit den entsprechenden Gruppen der Männer vergleicht. Insgesamt gilt die Regel: je mehr Kinder ein Mann hat, desto länger sind seine Arbeitszeiten, je mehr Kinder dagegen eine Frau hat, desto kürzer sind ihre Arbeitszeiten. Gleichzeitig fällt auf, dass sich auch bei den Frauen ohne Kinder die Arbeitszeiten stärker verringert haben, als dies bei Männern ohne Kinder der Fall ist (analog zu den ledigen Männern und Frauen in Tabelle 3). Die Geschlechtersegregation bei den Arbeitszeiten ist 2006 insgesamt stärker, als sie es fünf Jahre zuvor war.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Gleichstellungsdiskussion und der eingeleiteten Ausweitung des Angebots an

Kinderbetreuungsmöglichkeiten ist es besonders bedeutsam, dass sich die beschriebenen Differenzen im hier betrachteten Zeitraum sogar weiter vergrößert haben. 2006 arbeiteten Frauen mit Kindern deutlich kürzer, als dies noch 2001 der Fall war. Keine andere Personengruppe hat einen vergleichbar starken Rückgang in den Arbeitszeiten zu verzeichnen
Diese Tendenz steht in deutlichem Kontrast zum Einstellungswandel in der Bevölkerung bezüglich der Auswirkungen von Erwerbstätigkeit der Mütter auf ihre Kinder. Zwar ist in West-Deutschland die Norm der nicht oder nur in geringem Umfang erwerbstätigen Mutter noch weitaus stärker verbreitet als in Ostdeutschland, doch geht die Verankerung des traditionellen Familienleitbilds in beiden Teilen Deutschlands zurück.

Während 2000 noch 66% der Frauen in Westdeutschland und 39% der Frauen in Ostdeutschland der Aussage zustimmten, dass "ein Kleinkind unter der Berufstätigkeit seiner Mutter zu leiden habe", waren es vier Jahre später in Westdeutschland 56% und in Ostdeutschland nur noch 23% (Cornelisen 2005).

Doch dieser Wandel schlägt sich bislang nicht in einer Erhöhung oder auch nur Stabilität der Arbeitszeiten von Frauen mit Kindern nieder. Offensichtlich, und dies konträr zu den Arbeitszeitpräferenzen insbesondere von ostdeutschen Frauen (Holst 2007), existiert ein struktureller Druck auf Frauen, nur wenige Wochenstunden zu arbeiten.
Vor diesem Hintergrund bleibt abzuwarten, wie die Einführung des Elterngeldes zum 1.1.2007 sich auf die quantitative Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen auswirkt.

Eine erste Evaluation des Elterngeldes ergab positive Effekte: Die Anzahl der Frauen, die ihre beruflichen Vorstellungen auch mit Kind weiter verfolgen, hat zugenommen, und mehr Frauen als bisher wollen nach dem Elternjahr wieder erwerbstätig sein (BMFSFJ 2008). Ob sich diese Absichten auch verwirklichen lassen, wird nicht zuletzt aus zukünftigen Arbeitszeitanalyse ablesbar sein.

Teilzeitbeschäftigung auf niedrigem Stundenniveau

Die Analyse der durchschnittlich geleisteten Arbeitszeiten von Männern und Frauen in Teilzeit zeigt, dass die im Mittel gearbeiteten Wochenstunden deutlich unter der 20 Stunden-Marke liegen, also weniger als die Hälfte der Arbeitszeit von Vollzeitbeschäftigten ausmachen. Von diesem Muster weicht Ostdeutschland ab, wo der Wochendurchschnitt 21 Stunden beträgt.

Allerdings arbeiten teilzeitbeschäftigte Männer in beiden Teilen Deutschlands deutlich weniger Stunden als Frauen. Dies dürfte damit zusammenhängen, dass es sich bei teilzeitarbeitenden Männern und Frauen um unterschiedliche Personengruppen handelt: Frauen in Teilzeit sind vorrangig verheiratet oder Mütter. Bei Männern sind vor allem ein stufenweise Einstieg in bzw. ein gleitender Ausstieg aus Erwerbsarbeit oder das Fehlen eines Vollzeitarbeitsplatzes die wichtigsten Gründe für Teilzeitarbeit (Lehndorff/Wagner 2004).

Auffällig ist jedoch, dass sich bei den Teilzeitbeschäftigten die durchschnittlichen Arbeitszeiten von Frauen in Ost- und Westdeutsch-Land leicht verringert haben, während sich die Arbeitszeiten der Männer im gleichen Zeitraum erhöht haben. Auf die durchschnittlichen Arbeitszeiten aller Teilzeitbeschäftigten hat dies jedoch nur einen minimalen Einfluss: Auch wenn der Anteil der Männer in Teilzeitbeschäftigung in den letzten Jahren zugenommen hat, bleibt diese in der Hauptsache eine weibliche Angelegenheit.(Fortsetzung folgt)
Universität Duisburg Essen für Hans Böckler Stiftung

Letzte Änderung: 21.02.2009