Rezession kostet Zehntausende Jobs

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01.04.2009 Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im März auf 3,586 Millionen gestiegen.

Das waren nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit 34.000 mehr als im Februar und 78.000 mehr als vor einem Jahr. Zum ersten Mal seit mehr als drei Jahren lag die Zahl der Arbeitslosen damit höher als im Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote legte den Angaben zufolge um 0,1 Punkte auf 8,6 Prozent zu. Saisonbereinigt stieg die Erwerbslosenzahl um 69.000.

In den vergangenen drei Jahren war die Arbeitslosigkeit im März im Schnitt um rund 100.000 gesunken. In diesem Jahr lagen die Märzzahlen jedoch zum ersten Mal seit Beginn der statistischen Aufzeichnungen im Jahr 1928 über den Februarzahlen. Dass der traditionelle Frühjahrsaufschwung ausbleibt, gilt als Signal für eine Umkehr des Trends auf dem Arbeitsmarkt.

"Der konjunkturelle Abschwung wirkt sich zunehmend auf den Arbeitsmarkt aus", sagte Frank-Jürgen Weise, der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA). Die drei wichtigsten Indikatoren des Arbeitsmarktes hätten sich negativ entwickelt. "Die Arbeitslosigkeit stieg, die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nahm ab, und die Arbeitskräftenachfrage ging weiter zurück", sagte Weise. Stabilisierend habe die Kurzarbeit gewirkt.

Für März rechnet die Behörde mit einem neuen Rekord bei Kurzarbeiter-Anträgen. Nach vorläufigen Erkenntnissen sei mit bis zu 740.000 Anmeldungen zu rechnen, sagte BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker. Von November 2008 bis Februar 2009 hätten Unternehmen in Deutschland Kurzarbeit für 1,625 Millionen Beschäftigte angemeldet. Das ist etwa 26 Mal so viel wie im entsprechenden Vorjahreszeitraum.

Auch Pofalla für längeres Kurzarbeitergeld

Bundesarbeitsminister Olaf Scholz wertete die Arbeitslosenzahlen als Beleg für den Ernst der Lage. Er appellierte an die Unternehmen, Kurzarbeit zu nutzen und keine Beschäftigten zu entlassen. CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla plädierte dafür, die bereits auf 18 Monate ausgeweitete Zahlung des Kurzarbeitergeldes auf 24 Monate auszudehnen. Scholz hatte diese Verlängerung bereits in der Vergangenheit ins Gespräch gebracht, war damit aber ursprünglich bei der Union auf Widerstand gestoßen.

Weise erwartet mehr als vier Millionen Arbeitslose

BA-Chef Weise rechnet angesichts der Wirtschaftskrise in diesem Jahr mit keiner Rückkehr zu einem Aufschwung am Arbeitsmarkt. "Auch in der zweiten Jahreshälfte wird es noch keine Belebung geben", sagte er. Eine Entspannung sei frühestens 2010 zu erwarten. "Aber wann genau das der Fall ist, hängt von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung ab", fügte er hinzu. In diesem Jahr sei damit zu rechnen, dass die Zahl der Arbeitslosen über vier Millionen steige.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erwartet den Höhepunkt der Arbeitslosigkeit 2010. In einer neuen Prognose sagen die Experten der deutschen Wirtschaft in diesem Jahr ein Minus von 5,3 Prozent und im kommenden Jahr nur ein geringes Wachstum von 0,2 Prozent voraus. Diese Entwicklung wird laut OECD dazu führen, dass die Arbeitslosenzahl in Deutschland 2010 im Jahresschnitt auf mehr als fünf Millionen steigt. Die Arbeitslosenquote werde im vierten Quartal 2010 einen Höchstwert von 11,8 Prozent erreichen.

tagesschau,31.03.2009

Letzte Änderung: 01.04.2009