Maschinenbau - Bestellungen halbiert

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02.04.2009 Maschinenbauer müssen bislang einmaligen Auftragseinbruch hinnehmen

Der Einbruch der Maschinenbaukonjunktur nimmt immer dramatischer Ausmaße an: Im Februar halbierten sich die Bestellungen. Der Absturz im Inland war mit minus 45 Prozent fast so heftig wie im Export.
Die Talfahrt im deutschen Maschinenbau beschleunigt sich immer mehr. Im Februar brach der Auftragseingang im Vergleich zum Vorjahresmonat mit real 49 Prozent um fast die Hälfte ein. Die Inlandsbestellungen rutschen um 45 Prozent, die Aufträge aus dem Ausland um 50 Prozent nach unten. Auch über den Dreimonatszeitraum von Dezember bis Februar liegt das Minus noch bei 44 Prozent.

Die Anfang Februar aufgestellte Prognose für 2009 ist damit schon wieder hinfällig. Der Branchenverband VDMA rechnet jetzt in diesem Jahr mit einem realen Produktionsrückgang zwischen 10 und 20 Prozent. Bislang war man von einem Minus von 7 Prozent ausgegangen, im Herbst noch hatte der Verband auf Stagnation gehofft.

Den Maschinenbauern im Südwesten geht es kein bisschen besser: Auch ihre Bestellungen brachen im Dreimonatsvergleich um 44 Prozent ein. "Die Welt spielt verrückt. Es ist schon unheimlich, wie die Firmen weltweit ihre Investitionsplanungen über den Haufen werfen und nur noch ihre Liquidität sichern wollen ", beschreibt Ulrich P. Hermani, Geschäftsführer des VDMA-Baden-Württemberg. Zu schaffen macht den Maschinenbauern auch, dass insbesondere in Osteuropa Aufträge zurückgezogen werden, weil die Finanzierungen zusammengebrochen sind. Dies gilt zwar vor allem für Russland, kommt aber auch im Inlandsgeschäft vor und trifft dann etwa die Hersteller von Druckmaschinen.

Eine Prognose wagt Hermani nicht, weil niemand sagen könne, ob und wie sich die Konjunkturprogramme etwa in den USA oder in China auswirken. Er hofft aber auf eine Besserung im Spätsommer. "Sollte sich bis zu diesem Zeitpunkt die Schockstarre nicht lösen, wird sich die Kurzarbeit nicht mehr halten lassen ", fügt Hermani hinzu. Doch auch so geht der VDMA-Geschäftsführer davon aus, dass die Maschinenbauer im Land auch Arbeitsplätze streichen müssen. "Die Beschäftigung geht bereits seit September zurück. " Betroffen sind davon vor allem Zeitarbeitskräfte, die die Firmen als "Puffer " zum Auffangen von Auftragsschwankungen dienen. Dessen ungeachtet gibt es noch immer viele Maschinenbauer im Land, denen auch noch prall volle Arbeitszeitkonten als Auffanginstrument zur Verfügung stehen.

Nach dem dramatischen Bestelleinbruch könnten dennoch die Folgen für die Beschäftigung weitreichender sein als angenommen. Bisher rechnet der VDMA mit einem Abbau von 25 000 Stellen in diesem Jahr. "So viele werden es mindestens ", sagt Wortmann. "Der Maschinenbau will seine Stammbelegschaft und damit seine Fachkräfte soweit wie möglich behalten. " Im vergangenen Jahr hatten die Maschinenbauer noch 41 000 neue Arbeitsplätze geschaffen.

Bundesweit steht der Maschinenbau, mit 975 000 Beschäftigten der größte industrielle Arbeitgeber und einer der wichtigsten Industriezweige in Deutschland, so schlecht da wie noch nie in der Nachkriegszeit. Zuletzt waren die Aufträge 1993 zweistellig zurückgegangen, damals um 12 Prozent. Die Unsicherheit beim VDMA über die weitere Entwicklung ist so groß, dass der Verband erstmals eine Spanne für die Prognose nennt. Nach Angaben von VDMA-Chefvolkswirt Olaf Wortmann gibt es derzeit keine einzige Branche, bei der der Bestelleingang im Plus ist. Besonders extrem ist der Einbruch bei Herstellern von Holzbearbeitungs- und Wälzlagermaschinen.

Dazu mehren sich nach Angaben von Wortmann auch die Finanzierungsprobleme. "Es gibt zwar keine flächendeckende Kreditklemme, aber die Konditionen gehen nach oben. " Dabei litten weniger die Maschinenbauer selbst unter Schwierigkeiten, sondern die Kunden. "Dort hapert es immer öfter, die Banken werden bei der Finanzierung von Aufträgen zurückhaltender. "

südwest presse,02.04.2009

Letzte Änderung: 02.04.2009