Kurzarbeit sichert tausende von Jobs

Vorschaubild

06.11.2009 Gert Bauer: Instrument muss fortgesetzt werden

Die Botschaft der IG Metall ist klar: Die Kurzarbeiterregelung müsse auch im kommenden Jahr fortgesetzt werden, fordert Gert Bauer von der neuen Regierung und insbesondere Arbeitsminister Franz-Josef Jung.

Reutlingen "Die Kurzarbeit hat die Arbeitsplätze von 4000 bis 5000 Beschäftigten in der Region gesichert", sagte Gert Bauer gestern. Ohne dieses Instrument hätte es massive Entlassungen gegeben, stellte der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Reutlingen-Tübingen in einem Mediengespräch klar, an dem auch IGM-Sekretär Ernst Blinzinger und die Betriebsratsvorsitzenden der Firmen Bosch, Elring-Klinger AG und der Walter AG teilnahmen. Mit wenigen Ausnahmen - Erbe Medizintechnik, Boss, Stoll oder Mercedes - hätten alle größeren, in den beiden Landkreisen ansässigen Metallverarbeitungs- und Elektrobetriebe in diesem Jahr Kurzarbeit angemeldet.

Vor diesem Hintergrund wertete Bauer die von der Großen Koalition getroffene Entscheidung, die Kurzarbeit von sechs auf 24 Monate zu verlängern, als wichtig und richtig. Die Betriebe bei Kurzarbeit ab dem siebten Monat von den Sozialversicherungsbeiträgen zu entlasten, sei ebenfalls richtig gewesen, erklärte der Erste Bevollmächtigte. Er verwies auf den Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung. Dieser räumt die Möglichkeit ein, die Arbeitszeit um bis zu fünf Wochenstunden zu reduzieren, mit dem damit verbundenen Lohnverzicht leisteten die Arbeitnehmer einen solidarischen Beitrag.

Bei Bosch in Reutlingen sei die Auslastung der Werkstätten zwar nach wie vor schlecht, dennoch gebe es Bereiche, in denen am Wochenende gearbeitet und in denen Sonderschichten gefahren werden müssten, sagte Daniel Müller, Betriebsratsvorsitzender bei Bosch Reutlingen. Als Beispiel nennt er das Testzentrum für Sensoren.

Seit Oktober gibt es daher eine Vereinbarung. Diese regelt, dass Mitarbeiter aus Abteilungen mit hoher Kurzarbeiterquote ausgeliehen werden dürfen - auch über einen Zeitraum von vier Wochen hinaus. Auch für Peter Dietrich, Betriebsratsvorsitzender der Walter AG mit Werken in Münsingen und Tübingen, spielt die Kurzarbeit eine wichtige Rolle, um Arbeitsplätze zu sichern. "Wir haben damit die Entlassung von 150 Menschen der insgesamt 1150 Mitarbeiter verhindert", betont der 48-Jährige und verweist auf die flexible Handhabung dieses Instruments, das auf jeden Fall weitergeführt werden müsse.

Auch bei Elring-Klinger werde die Kurzarbeit flexibel gehandhabt - gerade auch um die kurzfristigen Forderungen der Automobil- und Motorenhersteller erfüllen zu können, sagte Markus Siegers, Chef der Arbeitnehmervertretung. Das Dettinger Unternehmen nutzt diese Phase ganz bewusst, um seine Mitarbeiter weiter zu qualifizieren. Trotz anfänglicher Skepsis hätten die Mitarbeiter die Schulungen positiv angenommen, unterstrich Siegers. Bei Elring-Klinger gebe es die Hoffnung, mit den jetzt Beschäftigten durch die Krise zu kommen.

Mit Blick auf die überaus positiven Erfahrungen fordert die IG Metall von der neu gewählten Bundesregierung, eine Verordnung zu erlassen, welche die derzeitige gültige Regelung der Kurzarbeit auch für das kommende Jahr beibehält. "Wir müssen alles tun, um auch 2010 betriebsbedingte Kündigungen zu verhindern", unterstreicht Bauer.

Bei den 30 größeren Betrieben in den Kreisen Reutlingen und Tübingen habe es bislang, bedingt durch die Wirtschaftskrise, 250 Entlassungen gegeben, dazu hätten weitere 300 Beschäftigte durch Insolvenz ihren Arbeitsplatz verloren, sagte Bauer - "ein Gott sei Dank noch überschaubarer Bereich". Allerdings komme die Hauptbelastung auf viele Betriebe erst im kommenden Jahr zu, warnte der Erste Bevollmächtigte. Bei einer geschwächten Eigenkapitalquote seien viele Unternehmen verstärkt auf Bankkredite angewiesen.

Wenn in diesem Zusammenhang die Metzinger Firma Gaenslen &Völter am Mittwoch Insolvenz anmelden musste, weil die Hausbanken dem Unternehmen trotz vorhandener Aufträge die Kreditlinie gestrichen hätten, sei dies einfach "ungeheuerlich", kritisierte IGM-Sekretär Blinzinger.

südwest presse,06.11.2009

Letzte Änderung: 06.11.2009