Mehr Jobs in Sindelfingen

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11.12.2009 37 000 Daimler-Mitarbeiter haben Arbeitsplatz-Garantie bis zum Jahr 2020

Die 37 000 Mitarbeiter im größten Mercedes-Werk Sindelfingen haben ihren Arbeitsplatz bis zum Jahr 2020 sicher. Trotz Produktionsverlagerungen sollen sogar bis zu 2700 neue Jobs geschaffen werden.

Der Stern in Sindelfingen sinkt keineswegs. Das Mercedes-Werk ist sogar der Nutznießer der Umstrukturierung. Foto: ddp Sindelfingen Erich Klemm, Betriebsratsvorsitzender bei Daimler, ist erschöpft. "Es war eine Einigung in letzter Minute"; aber eine in Dauer und Umfang recht einmalige, die er jetzt noch zwei Montageschichten auf Betriebsversammlungen erläutern muss. Dann ist, nach einem gut einwöchigen Verhandlungsmarathon, endlich auch Pause für Klemm. Als außergewöhnlich wertet auch Personalvorstand Wilfried Porth das gestern unterzeichnete Papier, das alle 37 000 Jobs im größten Mercedes-Werk bis zum Beginn des Jahres 2020 sichert.

Zu einer gemeinsamen Pressekonferenz konnten sich die Verhandlungspartner dennoch nicht zusammenfinden. Der Abzug der C-Klasse-Montage erzürnt die Arbeiter noch immer, auch wenn diese Entscheidung nicht zustimmungspflichtig ist und die Folgen nun mehr als ausgeglichen werden.

Die Vereinbarung hat ein Vorbild: Schon unter Jürgen Schrempp, Vorgänger von Vorstandschef Dieter Zetsche, hatten die Werker eine Jobgarantie bis 2012 erreicht. Für Klemm ist sie "eine verlässliche Basis", obwohl erneut eine Ausstiegsklausel gilt. Die orientiert sich an den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, musste aber auch im Krisenjahr 2009 nicht gezogen werden.

Die alte Jobgarantie mussten sich die Sindelfinger noch mit Zugeständnissen einhandeln, im Falle des neuen Bündnisses war dies nicht notwendig: "Das war eine strategisch-wirtschaftliche Entscheidung, die von den Mitarbeitern nicht kompensiert werden konnte. Deshalb haben wir auch keine Forderungen gestellt", so Porth. Wie wird die Beschäftigung gesichert? 4000 Jobs werden ab 2014 durch die Verlagerung der C-Klasse überflüssig. Dafür wird die Montage der SL-Sportwagen aus Bremen übernommen und der Bau künftiger S- und E-Generationen in Sindelfingen zugesagt. Von hier kommt dann die gesamte Oberklasse. Ferner baut man ein Kompetenzzentrum für Leichtbau auf und wird 600 Arbeiter vom Band in die Entwicklung umsetzen. Für viele Werkzeugbauer, die bislang monotone Montagearbeiten erledigten, ist dies eine Rückkehr zu den Wurzeln ihres Berufes.

Rund 800 Jobs werden gesichert, in dem die Fertigungstiefe erhöht wird. Will heißen: Daimler holt ins Werk zurück, was bislang Zulieferer und Fremdfirmen erledigt haben. Zum Beispiel Teile der Sitzproduktion oder die Montage der gepanzerten Geländewagen. Gleichwohl geht die Arbeitsplatzgarantie nur wenig zu Lasten der regionalen Zulieferer, denn die betroffenen Jobs verteilen sich auf die ganze Welt.

südwest presse,11.12.2009

Letzte Änderung: 11.12.2009