Kampf auch für höhere Löhne

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28.12.2009 Gewerkschafter sehen Nachholbedarf - Arbeitgeber warnen

Die Tarifrunde im kommenden Jahr wird vor allem unter dem Zeichen der Sicherung von Arbeitsplätzen stehen. Dennoch halten es die Gewerkschafter im Land für gerechtfertigt, über Lohnerhöhungen zu sprechen.

Die Gewerkschaften in Baden-Württemberg wollen trotz der Krise auch im kommenden Jahr für höhere Löhne und Gehälter kämpfen. "Entgelterhöhungen wird es geben", sagte Baden-Württembergs IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann. DGB-Landeschef Rainer Bliesener nannte den Gesundheitssektor und den öffentlichen Dienst als Branchen, in denen seit Jahren "Nachholbedarf" bei den Bezügen herrsche. Beide Gewerkschaftschefs sehen im kommenden Jahr die Banken in einer entscheidenden Rolle. Die bereits spürbare Kreditklemme gefährde Arbeitsplätze und Unternehmen.

Bliesener kritisierte, die Kreditinstitute hätten "überhaupt nichts aus der Krise gelernt" und verhielten sich "unmöglich". Zur Linderung der Kreditklemme forderte er einen "Sondertopf" des Staates. Bei vielen Unternehmen "stellt sich in den kommenden Wochen die Frage des Eigenkapitals". Wegen der Krise werde nun das Eigenkapital belastet und die Banken verweigerten Risikokredite. Hier müsse der Staat einspringen. Ähnlich äußerte sich auch Hofmann.

Bezüglich der Lohnforderungen sagte der IG-Metaller, dies sei auch in der Krise, in der die Beschäftigungssicherung eine ganz zentrale Rolle spiele, "kein Unthema". Die Sache werde ausgehandelt. Über konkrete Forderungen in dem traditionellen Pilotbezirk wolle er aber erst im März reden. Nötig sei überdies die Verlängerung der Kurzarbeit über 2010 hinaus, verlangte der IG-Metall-Chef. "Wir brauchen eine Brücke in die Zukunft."

Die Arbeitgeber setzen darauf, dass die Gewerkschaften in den anstehenden Tarifrunden die Beschäftigungssicherung in den Vordergrund stellen werden. Die Krise sei "längst nicht überwunden", sagte Otto Kentzler, der Präsident des Deutschen Handwerks. Bisher hätten die Sozialpartner "ihr Verantwortungsbewusstsein für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung und Beschäftigung unter Beweis gestellt", lobte er.

Hans Heinrich Driftmann, der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), sagte: "Die verantwortungsbewussten Abschlüsse der Vergangenheit haben mit zum Beschäftigungsaufbau der letzten Jahre beigetragen und helfen den Unternehmen jetzt in der Krise, an ihren Beschäftigten festzuhalten." Dies "sollte auch für die Zukunft ein gutes Beispiel sein". Im Moment seien die Spielräume für Tariferhöhungen "angesichts der Krisenfolgen sicherlich gering", sagte der DIHK-Präsident. ddp

südwest presse,28.12.2009

Letzte Änderung: 28.12.2009