Streikerfolg bei ALRT

Vorschaubild

11.02.2010 Beschäftigungssicherung bis 31.12.2015 - Tarifergebnis unterschrieben - Projekt ALRT 2020 gestartet.

Nach langen und harten Verhandlungen um die Arbeitsplätze bei Automotive Lighting in Reutlingen (ALRT) konnte heute in den frühen Morgenstunden eine Einigung zwischen Betriebsrat, IG Metall und der Arbeitgeberseite erzielt werden.

Die Eckpunkte des Ergebnisses:

  • Keine betriebsbedingten Kündigungen bis 31.12.2015
  • Verbleib "einer Reflektoren-Fertigungslinie" in RT
  • Einrichtung einer Arbeitsgruppe "ALRT Projekt 2020" zur Ausarbeitung eines langfristig wirkenden Zukunftskonzepts für den Reutlinger Standort
  • Wichtige Zukunftstechnologien werden in Reutlingen aufgebaut

Trotz dieser sehr weit reichenden Absicherung der Beschäftigten hat sich der Arbeitgeber das Recht zur Verlagerung von Teilen der Fertigung z.T. noch in diesem Jahr sichern lassen.

"Wir halten die Verlagerung der Fertigungsmodule und das damit verbundene Auseinanderreißen der vollautomatischen Verkettung nach wie vor für einen großen Fehler, der die Firma noch vor große Probleme stellen wird. Vor dem Hintergrund der Beschäftigungssicherung im Verhandlungsergebnis, wird die Firma jedoch gezwungen sein, für die Beschäftigung der Betroffenen zu sorgen", schlussfolgert Michael Bidmon von der IG Metall Reutlingen-Tübingen.

Der Betriebsrat und die IG Metall wertet das Verhandlungsergebnis als einen großen Erfolg, der nur durch den Streik der Belegschaft zu Stande kommen konnte. "Die Streikenden sind immer als eine Einheit aufgetreten. Es gab keinerlei Streikbruch. Und es ist herauszuheben, dass selbst die harten Witterungsbedingungen mit Minusgraden kein Hindernis für die Streikposten darstellte, rund um die Uhr vor dem Werkstor zu stehen!" Seit Streikbeginn vor knapp drei Wochen hat die Belegschaft drei mal je zwei Streiktage hinter sich gebracht. Die Verpflegungs- und Streikpostenlogistik wurde von den Streikenden eigenverantwortlich und lückenlos organisiert. Seit Mittwoch dieser Woche steht ein Streikzelt zum Aufwärmen und zur Verpflegung für die im Arbeitskampf stehende Belegschaft, mit dem sich die IG Metall notfalls auch auf eine längere Auseinandersetzung eingerichtet hatte.

Hätte die Firmenleitung in der Verhandlungsnacht kein akzeptables Ergebnis ermöglicht, hätte eine Fortführung des Streiks spätestens am Montag Bandstillstände bei deutschen Automobilherstellern bedeutet.

"Die langfristige Sicherung aller Arbeitsplätze in Reutlingen wird die Aufgabe der Arbeitsgruppe Projekt 2020 sein, in der Lösungen über die Entwicklung und Fertigung zukunftsträchtiger Technologien gefunden werden müssen. Zum ersten Mal in der Firmengeschichte hat sich der Arbeitgeber zu dem Dialog mit der Arbeitnehmerseite für die Schaffung des Kompetenzzentrums Reutlingen verpflichtet, der darauf abzielt, alle Arbeitsplätze bei ALRT abzusichern", fasst Michael Jäger, der Vorsitzende des Betriebsrats die Zukunftschance zusammen. "Ich bin stolz auf unsere Mannschaft, ohne die diese Einigung niemals möglich gewesen wäre!", so Jäger weiter.

Am kommenden Montag werden die Mitglieder der IG Metall wieder zu einer Urabstimmung aufgerufen, mit welcher die offizielle Beendigung des heute vorerst ausgesetzten Arbeitskampfes besiegelt werden soll.

Um Stillstände bei Kunden zu verhindern, werden die ersten Beschäftigten mit der Nachtschicht um 22:00 Uhr ihre Arbeit aufnehmen.

Auf einer Mitgliederversammlung der IG Metall bei ALRT hatten sich die Mitglieder nahezu einstimmig für den erzielten Tarifvertrag ausgesprochen.

Gert Bauer, erster Bevollmächtigter der IG Metall Reutlingen-Tübingen wertete den Ausgang als einen großen historischen Erfolg. "Zum ersten Mal ist es gelungen, einen Streik für einen Sozialtarifvertrag mit einer Beschäftigungsgarantie für fast 6 Jahre zu beenden. Darauf kann diese Belegschaft stolz sein."

Letzte Änderung: 11.02.2010