Visionen statt Parolen

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13.02.2010 Der Reformer unter den Gewerkschaftschefs: Berthold Huber.

Als "Freund der Weisheit" gilt die Philosophie. Von daher könnte der IG-Metall-Vorsitzende Berthold Huber auch Philosoph statt Chef der größten deutschen Gewerkschaft sein, zumal er einst - längst erwachsen und beruflich etabliert - die Fabrik in der schwäbischen Heimat Ulm mit dem Hörsaal in Frankfurt tauschte und einige Semester Philosophie studierte.

Einen Studienabschluss machte Huber, der in der kommenden Woche 60 Jahre alt wird, zwar nicht. Dafür steht er für mehrere wegweisende Tarifabschlüsse, die er in Baden-Württemberg - federführend als Bezirksleiter oder im Hintergrund als Gewerkschaftsvize - zwischen 1998 und 2007 mit aushandelte. So trägt etwa die "Pforzheimer Vereinbarung" von 2004, die den Flächentarif für betriebliche Vereinbarungen zur Beschäftigungssicherung öffnete, vor allem Hubers Handschrift.

Schon damals stand der gelernte Werkzeugmacher mehr für Reformen und Visionen als für Klassenkampf und Parolen. Dieser Linie bleibt er treu, wenn er in diesem Jahr statt Lohnprozenten die Sicherung von Jobs in den Vordergrund rückt und sich damit von alten Ritualen verabschiedet. Weisheit bedeutet vor allem Einsicht. Hier hat Huber einmal mehr eine Vorreiterrolle übernommen. two

südwest presse,13.02.2010

Letzte Änderung: 13.02.2010