Anstieg auf sechs Prozent?

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24.02.2010 "Es hätte schlimmer kommen können", sagte gestern Ulrich Häfele, Leiter der Agentur für Arbeit,

mit Blick auf die Arbeitslosenzahlen 2009. Für dieses Jahr erwartet er einen moderaten Anstieg.

Es ist ein fester Termin: In den ersten Wochen eines Jahres bittet die Agentur für Arbeit zu einer Pressekonferenz. Ulrich Häfele, Vorsitzender der Geschäftsführung, blickt auf das vergangene Jahr zurück, stellt nochmals die wichtigsten Entwicklungen vor und wagt einen - vorsichtigen - Ausblick. Dieses Mal hatte Häfele sein Führungsteam mitgebracht.

2009 war das Jahr der Kurzarbeit: Nach einem ersten Anstieg im Oktober 2008 griffen im ersten Quartal 2009 immer mehr Betriebe auf dieses Instrument zurück - im März waren es mehr als 200 Firmen, die in diesem Monat neu Kurzarbeit angemeldet hatten. Ende Juni 2009 arbeiteten 541 Betriebe mit 11 999 Arbeitnehmern im Arbeitsamtsbezirk Reutlingen kurz, drei Monate später waren es noch immerhin 502 Unternehmen mit 9562 Beschäftigten. Häfele geht davon aus, dass die Kurzarbeit bis zu 3000 Arbeitnehmer vor dem Gang in die Arbeitslosigkeit bewahrt hat.

Dennoch hat die Zahl der Männer und Frauen ohne Beschäftigung im Arbeitsamtsbezirk in den vergangenen Monaten stetig zugelegt - Ende Januar waren es 13 528, über 1100 mehr als im Vormonat. Parallel zu dieser Entwicklung waren in den Landkreisen Reutlingen und Tübingen am 30. Juni des vergangenen Jahres 158 410 Männer und Frauen sozialversicherungspflichtig beschäftigt - über 3000 weniger als ein Jahr davor.

Als "saisonal-bedingt" wertet Häfele hingegen den Zuwachs bei den Arbeitslosen im Januar: "Das hat uns nicht überrascht." Aufgrund des harten und langanhaltenden Winters erwartet er hier eine Erholung des Arbeitsmarktes erst im März oder April. Für das laufende Jahr rechnet der Agentur-Chef mit einem leichten Anstieg der Arbeitslosenzahlen in Richtung sechs Prozent - im Januar lag die Quote bei 5,2 Prozent. Entscheidend sei hier aber, wie sich die Wirtschaft im Allgemeinen entwickle und wie sich die Unternehmen mit Blick auf das Fachkräftepotenzial der Zukunft verhalten würden.

Die Frage, ob die Menschen arbeiten wollen oder nicht, lasse sich nicht mit der Höhe des Leistungssatzes lösen, sagt Häfele mit Blick auf die von Guido Westerwelle angestoßene Debatte. Die Agentur für Arbeit und die Jobcenter verfügten bereits über ein komplettes Paket an Sanktionsmöglichkeiten: "Da brauchen wir keine neuen Instrumente", sagte Häfele. Sanktionen stehen für den Agenturleiter nicht an erster Stelle, vielmehr gelte es, Arbeitssuchende in Beratungsgesprächen aufzubauen.

Wie es mit dem Jobcenter Landkreis Reutlingen ab Januar 2011 weitergeht, werden die Gespräche, die derzeit Arbeitsministerin Ursula von der Leyen mit der Opposition führt, klären. Roland Leypoldt, Geschäftsführer der Einrichtung, hofft auf eine rasche Einigung - auch für seine Mitarbeiter, von denen viele einen bis Ende des Jahres befristeten Vertrag besitzen. Die Zahl der Arbeitslosen, die Grundsicherung beziehen, hat 2009 deutlich zugenommen - von 3117 auf 3655 im Kreis Reutlingen. Darunter befinden sich 228 Jugendliche - 58 mehr als zu Jahresbeginn. Gewachsen ist ebenfalls die Zahl der Bedarfsgemeinschaften - von 5275 auf 5894.

südwest presse,24.02.2010

Letzte Änderung: 24.02.2010