WISO (ZDF) macht Stimmung gegen IGM?

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18.08.2010 Der WISO Beitrag vom 16.08.2010 "Wem nutzen Transfergesellschaften ?" vermittelt den Eindruck, dass sich die Gewerkschaften an den Transfergesellschaften bereichern.

Wir wissen nicht, ob die Sendung bewusst dazu gemacht wurde, um Transfergesellschaften und Gewerkschaften zu denunzieren.

Wir wissen nur, dass sie durch geschickte Kombination von Tatsachen, sowie "Halb- und Unwahrheiten", dazu geführt hat, Gewerkschaften und Transfergesellschaften, in ein allgemein schlechtes Licht zu setzen.

Da auch das Beispiel der Transfergesellschaft Mypegasus und der IG Metall Reutlingen-Tübingen in Wort und Bild benannt wurde, sehen wir uns dazu veranlasst ein paar Dinge klarzustellen.

1.) Dass die Transfergesellschaft Mypegasus gute Kontakte zu den Gewerkschaften hat, wollen wir an dieser Stelle nicht verschweigen.

Schließlich entstand Mypegasus im Jahr 1994 nach einem langen Kampf um den Erhalt der Firma Burkhardt + Weber, ein heute noch ansässiges Unternehmen in Reutlingen, gegen den damaligen Besitzer
"Georg Fischer" aus der Schweiz.
Dieser hatte im Dezember 1993 beschlossen Burkhardt + Weber zu schließen. Betriebsrat, Belegschaft und die IG Metall Reutlingen-Tübingen konnten dies verhindern.
Am Ende stand: Verkauf der Firma an einen neuen Eigentümer und die
Gründung einer Transfergesellschaft (Mypegasus) für die Beschäftigten, die keinen Arbeitsplatz in der neuen Firma bekamen.

2.) Es wurde in der Sendung der Eindruck vermittelt, wie "lukrativ" die Zusammenarbeit für die IG Metall wäre, sehe man daran, dass sich Mypegasus und IG Metall sogar einen Briefkasten teilen.

Tatsache ist, dass ein Firmenschild gezeigt wird, mit allen Firmen, die sich auf diesem Gelände befinden. Ein Grossteil wurde geschwärzt, übrig blieb Mypegasus und ein Büro der IG Metall.
In der Tat hat die IG Metall in diesem Komplex ein Büro gemietet in dem 2 Kollegen beschäftigt sind. Selbstverständlich wird dort auch regulär Miete bezahlt.

3.) Es wurde in der Sendung weiter der Eindruck vermittelt, man brauche eigentlich keine Transfergesellschaften mehr, da die Bundesagentur selbst schnell und gut vermitteln würde, so der sogenannte Arbeitsmarktforscher Hilmar Schneider.

Tatsache ist, dass die Transfergesellschaft Mypegasus immer eine deutlich höhere Vermittlungsquote hatte als die Bundesagentur, da sie unter anderem weniger zu ermittelnde Beschäftigte pro Betreuer haben.
Die Quote der Bundesagentur ist überwiegend erst dadurch besser geworden, dass sie (auf Weisung der Bundesregierung) dazu übergegangen ist, Arbeitssuchende vermehrt an Leiharbeitsfirmen zu vermitteln.
Mygegasus hat sich davon bisher positiv unterschieden, dass es ihnen fast ausschließlich gelungen ist, die betroffenen Beschäftigten wieder in den ersten Arbeitsmark zu vermitteln.

4.) Weiter wird in der Sendung behauptet, die Transfergesellschaften würden sich an Fördermitteln, die zwar für Qualifizierung der Beschäftigten gewährt, aber durch nicht durchgeführte Qualifizierungsmaßnahmen eingespart würden, bereichern.

Tatsache ist, dass Mypegasus am Ende einer Transfermaßnahme mit den Beteiligten (Unternehmen und Arbeitsagentur) abrechnet und nicht verbrauchte Mittel zurückerstattet.
Allenfalls wird ein Härtefonds gebildet, der den bis zum Abschluss verbliebenen, dann arbeitslos werdenden Betroffenen für weitere Maßnahmen zur Verfügung gestellt wird ( z. Bsp.: längerer Verbleib).

Es bleibt also kein "Gewinn übrig" der Mypegasus zur Bereicherung dient.

Und erst recht bleibt kein Geld übrig zur Bereicherung der IG Metall!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir können als IG Metall Reutlingen-Tübingen natürlich nicht für alle Transfergesellschaften sprechen.

Wir können aber versichern, dass die im WISO Bericht angesprochene und mit uns in Verbindung gebrachte Transfergesellschaft Mypegasus verantwortungsbewusst im Sinne unserer Kolleginnen und Kollegen handelt.

Wir gehen im Übrigen davon aus, dass unser IG Metall Vorstand zu den insgesamt gegen die IG Metall erhobenen Vorwürfe Stellung beziehen wird.

Uns geht es darum, zu den in der Sendung "populistisch und falsch" erhobenen Vorwürfen Stellung zu beziehen, von denen wir selbst betroffen sind.

Gert Bauer
IG Metall Reutlingen-Tübingen
17.08.2010

Letzte Änderung: 19.08.2010