Massenentlassungen bei der Manz AG

Manz AG

10.12.2015 Haupteigentümer kassiert über 8 Mio. Euro mit Aktiengeschäften - Beschäftigte gehen leer aus?

Heute gab die Manz AG Reutlingen die Kündigung von 73 Beschäftigten in Deutschland, davon 50 in Reutlingen und 4 in Tübingen bekannt. Mit diesen Entlassungen, so teilte das Unternehmen mit, soll auf den Umsatz- und Ertragseinbruch reagiert werden. Manz will so rund sieben Millionen Euro einsparen.

Pikant an diesem Einsparprogramm dürfte der Aktiendeal von Dieter Manz in diesem Zusammenhang sein: Erst im vergangenen April hatte Manz satt abgesahnt, als er 100.000 Aktien aus seinem Privatbesitz verkaufte. Laut Handelsblatt vom 28.10.2015 bescherte ihm dieser Schachzug rund 8,5 Mio. Euro. Da unmittelbar vor diesem Deal, eine Kapitalerhöhung zu einem kurzfristigen Höhenflug des Aktienkurses geführt hatte, sprachen Börsenanalysten von einem "Gschmäckle". Die Bundesfinanzaufsicht prüft seit Oktober, ob hier Unregelmäßigkeiten zu beklagen sind, die möglicherweise ein unerlaubtes Insidergeschäft aufdecken könnten.

Bei Manz gibt es keinen Betriebsrat, was sich jetzt als großen Nachteil für die betroffenen Beschäftigten herausstellen könnte. Denn nur ein Betriebsrat kann in solchen Fällen einen verpflichtenden Sozialplan erzwingen. Auch eine korrekte Auswahl nach sozialen Gesichtspunkten bei den Kündigungen ist ohne Betriebsrat nicht gewährleistet.

Aus diesem Grund wurden die Beschäftigten bei Manz bereits Anfang November durch die IG Metall mit einem Flugblatt und dem Angebot zu einer Informationsveranstaltung aufgeklärt. Leider war die Infoveranstaltung schlecht besucht. Gewerkschaftssekretär Ralf Jaster ist sich ziemlich sicher über den Grund der schlechten Teilnahme: "Uns erreichten nach unserer Flugblattverteilung im Oktober mehrere E-Mails und Anrufe von Beschäftigten, die gerne gekommen wären. Allerdings war der Tenor bei allen Kontaktsuchenden sehr ähnlich: Sie befürchteten massive Nachteile, wenn sie dort gesehen würden. Wenn uns Beschäftigte fragen, ob wir sicherstellen könnten, dass keine Kameras bei oder vor der Infoveranstaltung eingesetzt würden oder dass sich unter den Anwesenden keine Spitzel befinden würden, ist da etwas faul! Bei uns läuten an dieser Stelle jedenfalls alle Alarmglocken."

"Um in Zukunft besser geschützt zu sein, ist es spätestens jetzt für die verbleibenden Manz Beschäftigten absolut notwendig einen Betriebsrat zu gründen und sich zu organisieren. Was muss noch alles passieren, dass sich eine Belegschaft emanzipiert und eine Interessenvertretung mit gesetzlicher Legitimation wählt?", fragt sich Ernst Blinzinger, der Reutlinger IG Metallchef.

Beschäftigte, die sich dafür interessieren, wie sie ihre Mitbestimmungsrechte bei der Manz AG wahrnehmen können, können sich jederzeit unter manz-kontakt@igm-rt.de vertraulich an die IG Metall Reutlingen-Tübingen wenden (sh. auch den Link unten).

Letzte Änderung: 10.12.2015