Wieder Ärger bei Sauter in Metzingen

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28.11.2019 Monatelange Verhandlungen um einen Sanierungstarifvertrag durch Beschluss der Gesellschafter gescheitert. Weihnachtsgeld oll rechtswidrig nicht rechtzeitig ausgeazhlt werden. "Die Hütte brennt"

Metzingen/Reutlingen

Die seit Mitte des Jahres laufenden Verhandlungen zur Sanierung der angeschlagenen Metzinger Traditionsfirma Sauter Feinmechanik GmbH wurden nach Mitteilung der Geschäftsführung am 25.11.2019 durch einen Gesellschafterbeschluss vom vergangenen Wochenende ohne Ergebnis beendet.

Michael Bidmon, zuständiger Gewerkschaftssekretär der IG Metall ist höchst verärgert: "Fünf Monate intensiver Bemühungen aller Akteure wurden so in die Tonne getreten. Die Arbeitnehmerseite hatte Verzichtsangebote über mehrere Jahre hinweg in Aussicht gestellt und sogar noch einen sozialverträglichen Personalabbau auf tariflich geregelter Basis ermöglicht. Allen Aussagen der Vergangenheit folgend muss ich den Schluss ziehen, dass wir entweder vom Management belogen wurden oder die Gesellschafter die tatsächliche Situation ihrer Firma nicht kennen."

Mitte des Jahres wurde dem Betriebsrat mitgeteilt, dass die Firma beabsichtigt, rund 90 Beschäftigten zu kündigen. Dafür legte die Firma einen Plan für Abfindungen noch unter dem sogenannten Insolvenzniveau vor und erwartete vom Betriebsrat die Unterschrift auf einer Liste der zu kündigenden Personen. Zu dieser Zeit sind nach Schilderungen der IG Metall Sonderschichten und umfangreiche Mehrarbeit zur Aufarbeitung von Auslieferungsrückständen an der Tagesordnung gewesen.

Betriebsrat und IG Metall forderten das Überdenken der geplanten Vorgehensweise ein und wiesen auf die Diskrepanz zwischen Kündigungsabsicht und betrieblicher Realität hin. Vielmehr müsse dem vorgestellten Auftragsrückgang mit Kurzarbeit begegnet werden, wodurch auch eine Entlastung der Liquidität erfolgen würde. In der Krise 2008/2009 hatte sich die Nutzung dieses Instruments für Betriebe und Beschäftigung ganz besonders in Baden-Württemberg bewährt. Trotzdem beharrte Sauter auf dem Personalabbau.

Nach mehreren Verhandlungsrunden hat die Geschäftsführung die Situation neu bewertet und ist dann doch auf die Forderung der Arbeitnehmerseite eingegangen. Man könne dem rückläufigen Auftragseingang nur mit Kurzarbeit begegnen, so die Arbeitgeberseite.

Anfang November wurde darüber eine Vereinbarung mit dem Betriebsrat getroffen. Seit dem 18. November befindet sich ein Großteil der Beschäftigten in tageweiser Kurzarbeit.

Im Anschluss an die Mitteilung, dass die Gesellschafter dem auf betrieblicher Ebene ausgehandelten Kompromiss nicht zugestimmt hätten, teilte die Geschäftsleitung per Aushang mit, die als Weihnachtsgeld bekannte betriebliche Sonderzahlung nicht zum Zeitpunkt des verbindlichen Anspruchs an die Beschäftigten auszuzahlen.

"Die Beschäftigten sind fassungslos, da der Geschäftsführer Michael F. Rudloff bei der jüngst stattgefundenen Betriebsversammlung verkündet hat, dass man in guten Gesprächen mit Betriebsrat und IG Metall sei. Im Falle einer Nichteinigung würde er die Auszahlung des Weihnachtsgelds, wie tariflich geregelt, zur Auszahlung anweisen. Das wäre zwingend vor dem 1. Dezember 2019 gewesen. Am Montag ließ er dann jedoch per Aushang verkünden, dass die Auszahlung auf Ende Dezember verschoben sei. Das ist eindeutig rechtswidrig", so Bidmon.

Beschäftigte und IG Metall befürchten, dass es auch zu diesem in Aussicht gestellten Termin zu keiner Auszahlung kommen wird, sondern dass die Geschäftsführung mit diesem Versprechen auf Zeit spielt und im Hintergrund Vorbereitungen trifft, um die Firma neu aufzustellen und als höchste Priorität die Sicherung des Eigentums der Gesellschafter verfolgt.

"Meiner Überzeugung nach besteht inzwischen nahezu kein Vertrauen der Beschäftigten mehr gegenüber der Geschäftsführung," führt Bidmon weiter aus. "Es wurde viel angekündigt und versprochen - auf die Umsetzung wartet die Belegschaft in vielen Punkten immer noch. In der Wahrnehmung der Beschäftigten wurden teure Berater engagiert, die mehrfach in unterschiedlicher Art und Weise Dinge auf den Kopf stellten und so die betrieblichen Abläufe nachhaltig gestört haben. Eine Wertschätzung für ihre Arbeit nehmen sie heute nahezu nicht mehr wahr. Die Gesellschafter haben bei den Beschäftigten massiv an Glaubwürdigkeit verloren."

In der Vergangenheit hat nach Einschätzung der IG Metall immer eine sehr hohe Verbundenheit gegenüber den Gesellschaftern bestanden. Eine sehr hohe Loyalität gegenüber der Sauter Feinmechanik war immer unumstritten. Wenn es Schwierigkeiten gegeben hat, hat die Belegschaft immer ihren Teil dazu beigetragen, hat mit viel Einsatz und Herzblut an Lösungsmöglichkeiten gearbeitet. Dieses hohe Engagement ist in den letzten Jahren immer mehr dem Unverständnis gegenüber den nicht nachvollziehbaren Handlungen der Verantwortlichen der Firma gewichen. Auch vielfache Versuche die Gesellschafter zur Umkehr zu bewegen, sind in der Wahrnehmung der Beschäftigten nur bei einem Teil dieses Kreises angekommen.

Die IG Metall hat ihren Mitgliedern empfohlen ihre Ansprüche auf die rechtzeitige Zahlung der Sonderzahlung gegenüber dem Arbeitgeber geltend zu machen. "Am Mittwoch sorgten hunderte Beschäftigte in der Personalabteilung mit der Abgabe von Geltendmachungen bezüglich des Weihnachtsgelds für viel Wirbel, weil sie misstrauisch sind ob den Beruhigungsversuche der Arbeitgeberseite zu trauen wäre", berichtet Bidmon.

Zusätzlich kündigt die IG Metall an, alle zur Verfügung stehenden Mittel zur Durchsetzung der Rechte ihrer Mitglieder und zur Sicherung der Beschäftigung bei Sauter Feinmechanik in Metzingen anzuwenden.

Letzte Änderung: 28.11.2019