Wenn deine Arbeit sytemrelevant ist

Briska Weber

28.04.2020 Als Reinigungsbetrieb für medizinische Forschungsunternehmen ist Initial Textilservice systemrelevant. Briska Weber berichtet über den veränderten Alltag der Beschäftigten und ihre Betriebsratsarbeit.

Briska Weber ist Betriebsratsvorsitzende bei Initial Textilservice aus Reutlingen. Der Betrieb mit ca. 120 Beschäftigten wäscht und bereitet Kleidung steril auf. Kunden sind Pharmaunternehmen, Labore und Forschungseinrichtungen, die aktuell auch an Impfostoffen gegen Corona und andere Krankheiten forschen.

Redaktion: Was ist bei euch seit Ausbruch der Corona Pandemie im Betrieb passiert?

Briska Weber: Seit einigen Wochen haben wir deutlich mehr zu tun. Die Labore und Forschungsunternehmen haben einen deutlich hören Bedarf, weil sie teilweise rund um die Uhr arbeiten. Auch unsere ohnehin hohen Hygienevorschriften haben wir nochmals verstärkt.

Redaktion: Welche Auswirkungen hat das auf eure Beschäftigten?

Briska Weber: Natürlich sind unsere Mitarbeiter nun gefordert, die stärkeren Hygienevorschriften einzuhalten. Das erhöhte Arbeitsvolumen hat dazu geführt, dass wir zusätzlich etliche Beschäftigte über Leiharbeit einstellen mussten. Und diese nun im Laufenden Betrieb einzulernen und zu integrieren, ist eine große Herausforderung.

Redaktion: Wie hat sich eure Betriebsratsarbeit dadurch verändert?

Briska Weber: Wegen der Umsetzung des Gesundheitsschutzes können wir unsere Sitzungen nicht mehr in unserem Büro machen. Um den Abstand einzuhalten, nutzen wir nun immer große Besprechungsräume.

Redaktion: Ihr seid als systemrelevanter Betrieb eingestuft worden. Was bedeutet das konkret?

Briska Weber: Auch wenn in anderen Teilen des Unternehmens gerade Kurzarbeit vorherrscht, gibt es das bei uns nicht. Wir müssen unseren Betrieb aufrecht erhalten, damit weiter getestet und nach einem Impfstoff geforscht werden kann. Ohne uns würde den Kunden schnell die relevante Schutzkleidung ausgehen.

Redaktion: Sind eure Mitarbeiter stolz, hier ihren Beitrag zu leisten und was brauchen sie aktuell?

Briska Weber: Auch vor der Krise haben wir ja bereits für Forschungseinrichtungen gearbeitet. Natürlich sind sie Stolz, mit ihrer Arbeit einen Beitrag zu leisten und freuen sich auch, über das Lob für ihre Leistung in dieser schweren Zeit. Allerdings müssen wir bei uns auch immer wieder feststellen, dass das Einkommen nicht die Wichtigkeit der Arbeit widerspiegelt. Deswegen braucht es hier deutliche Lohnsteigerungen im Tarifvertrag, genauso wie im Pflegebereich oder anderen systemrelvanten Bereichen. Gesellschaftlich wichtige Arbeit muss endlich gut entlohnt werden!

Redaktion: Vielen Dank für die spannenden Einblicke.

Letzte Änderung: 28.04.2020